Test: Ueberschall Blues Colors
|Weitere Anwendungsbeispiele
Inzwischen haben wir uns vom klassischen Blues allerdings schon ein gutes Stück weit entfernt. Zeit, zurückzukehren. Hot Swamp, im Originaltempo bei 58 BPM und mit akustischer Gitarre:
Bei solch einer brillant eingespielten Vorlage besteht soundtechnisch wirklich kein Handlungsbedarf. Besonders das akzentuiert eingespielte Schlagzeug und die wunderbar eingeflochtenen, verspielten Läufe auf der Gitarre sind exzellent aufgenommen und ein Genuss. Da macht es Spaß, einfach zuzuhören. Als Soundtrack kann man solche Arrangements ohne jegliche Änderung übernehmen. Leider fehlt eine passende Blues-Stimme. Doch die Musiker, die hier eingespielt haben, hatten offensichtlich auch ihren Spaß, denn im Hintergrund singt tatsächlich jemand mit:
Das merkt man allerdings erst, wenn man sich einzelne Loops anhört. Solche dezenten Gesangseinlagen finden sich tatsächlich auch in anderen Loops, agieren im kompletten Mix aber unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
Als Komponist mit eigenen Ambitionen wird man das quasi fertige Stück sicher nicht auf seinem nächsten Album verewigen – man würde sich doch allzu sehr mit fremden Federn schmücken. Aber die einzelnen Loops haben ja auch einiges zu bieten.
Am liebsten hätte ich eine völlig isolierte Snare, die hier sehr schön mit Besen gespielt wird und die ganze Bandbreite an Schlagvariationen bietet, doch der Snare-Loop weist deutliche Übersprechungen auf:
Mit Unmix::Drums von Zynaptiq kommt man zwar ein Stück weiter, aber die Transienten der Bassdrum in den Mitten aufwärts wehren sich vehement dagegen, entfernt zu werden.
Ungeachtet dessen kann man die einzelnen Kanäle (Bassdrum Snare, Hi-Hat, Toms, Overheads, Roommikro über Einzelkanäle abmischen und dabei schöne Sachen veranstalten, zum Beispiel Pi von SoundRadix verwenden, um den Klang bis ins Detail herauszuarbeiten. Das ist mir aber im Moment einfach zu aufwändig und sprengt auch den Rahmen dieses Tests.
Anstatt dessen schnappe ich mir gleich den ganzen Drum-Mix und probiere ihn mal mit unterschiedlichen Tempi aus.
Im Originaltempo (58 BPM):
Bei 25 BPM:
Solch eine Verlangsamung ist musikalisch wenig ansprechend und selbst für einen Trauermarsch zu extrem. Doch sie zeigt, wie sauber der zplane-Algorithmus arbeitet. Die Artefakte halten sich auch bei dieser massiven Dehnung in Grenzen. In der anderen Richtung sieht es nicht schlechter aus:
Ich gebe zu: Das ultralangsame Tempo nahe am Trauermarsch reizt mich. Deshalb habe ich den Drum-Loop und die Gitarren aus Hot Swamp, erste Strophe, bei 40 BPM als Begleitung für eine Oboe d´Amore aus Chris Heins Orchestral Winds eingesetzt. Entstanden ist nicht mehr als eine Skizze, die aber zeigt, dass man mit Ueberschall Blues Colors noch weit mehr als die fertigen Songs zusammenstellen kann – und dafür erstaunlich wenig Material braucht:
Lonely Road ist ein anderer langsamer Blues bei 50 BPM, ein Song zum Träumen, der zu besinnlichen Szenen eines Road-Movies amerikanischer Prägung passt.
Die Loops von Blues Colors sind absolut sauber geschnitten, und auch die Lautstärke passt, sodass aneinandergehängte Loops nahtlose Übergänge bieten. Mit kleinen Ausnahmen: Beim Übergang vom Intro zur ersten Strophe der Lonely Road ist mir erstmalig ein Lautstärkeunterschied aufgefallen. Kein Problem, denn dafür gibt es im Edit-Modus eine Volumenbearbeitung, zusammen mit Panorama, was sich anbietet, wenn man mit Einzelspuren arbeitet.
Es gibt übrigens auch noch ein Multimodefilter mit Low-, Mid- Highpass- und Notch-Filtern bis 72 dB Flankensteilheit. Die Filterfrequenz und Resonanz ist über den Anfasser des X/Y-Kreuzes animierbar. Solche Effekte passen allerdings eher zu Genres wie Club und Dance als zu Blues.
Experimentell veranlagte Komponisten werden auch die folgende Funktion zu schätzen wissen: Das Loopeye kann, wie wir schon gesehen haben, den Loop in Segmente unterteilen (bis zu 64tel). Pro Segment kann ein Parameter individuell eingestellt werden, etwa die Panoramaposition oder die Abspielrichtung:
Hier habe ich im Intro-Loop den kompletten Mix partiell rückwärts laufen lassen (wie oben abgebildet):
Als Variation mit Hinhör-Effekt kann man so etwas einbauen, bei Einzelinstrumenten sowieso.
Das Construction Kit „Arrest“ spielt im Originaltempo bei 116 BPM und bietet unter anderem eine Strophe mit ganzen 18 Takten Länge.
Im nächsten Audiodemo habe ich den Beat mit einem Bass und einer Rhythmusgitarre aus Ueberschall 60s Psychedelic Rock sowie einer Lead-Guitar aus Ueberschall Guitar kombiniert. Für den Bass kam Bassdude, für die Rhythmusgitarre bx_rockrack V3 und für die Sologitarre Positive Grid Bias FX Professional zum Einsatz.
Dieser Loop aus Bluerhythm, im Original bei 85 BPM …
… entwickelt auch bei 110 BPM einen schönen Drive:
Hier bieten sich sowohl die Gitarren als auch die Drums für eine Verwendung mit anderen Rhythmen an. Zwei Gitarren-Varianten:
Man kann natürlich auch die Gitarre als Intro nehmen:
Inzwischen habe ich übrigens Unmix::Drums hinzugezogen, um die Transienten herauszuarbeiten, bx_digital V3 um den Klang eine Spur transparenter und weiter zu machen und u-he Presswerk für ein wenig Druck. Der Unterschied zum Original ist aber nicht groß. Grundsätzlich besteht bei Blues Colors kein Bedarf an umfangreichen Eingriffen in den Sound. Aber es macht immer Spaß, einen Klang in eine andere Richtung zu schieben und zu sehen, was möglich ist.
Hier habe ich Gitarren aus Bluerhythm mit Drums aus Ueberschall Drums und Studio Works kombiniert:
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