Test und Tutorial: SoundRadix Pi – Phase Interactions Mixer

Was kann Pi nicht und wo gibt es Probleme?

Um klar zu unterscheiden: Zum einen geht hier nicht um statische Phasenverschiebungen vom linken und rechten Kanal einer Stereospur oder zwischen zwei Mikrofonaufnahmen des selben Instruments, die dazu dienen, Laufzeitunterschiede auszugleichen. Dazu sind Plug-ins wie Phase Align, ebenfalls von SoundRadix, oder Precision Time Align aus Eventides Anthology X in der Lage.

Zum anderen leistet Pi keine Korrekturen des Frequenzgangs in dem Sinne, dass das Spektrum sich überlagernder Instrumente angepasst wird. Das erledigen Matching-EQs wie FabFilter Pro Q2, mit dem man sogar komplett mißglückte Mixe noch beachtlich aufwerten kann, oder interaktive, kanalübergreifende Multi-Mixer wie iZotope Neutron.

Pi ist auch nicht in der Lage, Katastrophen-Mixe in eine edle Abmischung zu verwandeln. Hier sollte man, wenn bereits gebouncte Tracks vorliegen und man nicht mehr zurück kann, erst andere Mittel  einsetzen. Als potente Helfer in der Not bieten sich etwa Flux Alchemist,  Zynaptiq Unmix::Drums oder Brainworx bx_digital V3 an. Mit solchen enorm leistungsfähigen Plug-ins kommt man auch in schwierigen Fällen schon sehr weit. Pi hebt man sich für den finalen Feinschliff auf.

Pi kann keine Phasenauslöschungen innerhalb eines Signals korrigieren; Pi arbeitet ausschließlich kanalübergreifend.

Problematisch sind Effekte mit Crosstalk-Funktionen, also solche, bei denen die Kanäle sich für spezielle Modulationen gegenseitig beeinflussen und es zwischen den Kanälen zu Zeitverzögerungen kommt. Solche Signale (Flanger, Echo) sollten von der Bearbeitung mit Pi ausgeschlossen werden, da es sonst zu Kammfiltereffekten kommt, und zwar bei allen mit Pi ausgestatteten Instrumenten.

 

Was macht also Pi?

Pi dreht dynamisch die Phasenlage der Signale in individuellen Instrumenten-Kanälen, um ein Maximum von Phasen-Korrelation und damit auch an Mono-Kompatibilität zu erzeugen. Da die unerwünschten Phasenauslöschungen nicht in einem zyklischen Muster auftreten, analysiert Pi die Phasenlage der betroffenen Instrumente kontinuierlich, vergleicht sie miteinander und greift korrigierend ein.

Pi sollte man nur in Instrumentenkanäle laden, nicht zusätzlich in Gruppenspuren und auch nicht in Send-Effektkanäle, geschweige denn im Masterkanal einsetzen, denn in diesen drei Kanaltypen laufen verschiedene Einzelinstrumente zusammen, was den Vergleich mit den Solo-Kanälen, wo sie dann noch einmal auftreten, unbrauchbar machen würde. Die Analyse von Pi würde quasi in die Irre geleitet.

Durch Pi soll der Gesamtklang eines Mixes deutlich aufgewertet werden. Alle Instrumente sollen ihren natürlichen Klang behalten oder zurückerhalten. Damit auch Equalizer und Effekte mit in diese Phasenkorrektur eingebunden werden, sollte man Pi als letzten Effekt in die Plug-in Kette laden. Soweit diese Position nicht vom Sequencer Post-Fader behandelt wird, also die Ausgangslautstärke nicht mit einschließt, sollte man das Output-Gain nicht mit dem Kanalfader, sondern innerhalb von Pi einstellen, denn die finale Amplitude des Signals ist für die Analyse der Phasen von entscheidender Bedeutung. Die Analyse greift hinter dem Output-Gain. (Wir kommen darauf zurück, wenn es um die Bedienoberfläche geht.)

Zur Visualisierung des Prozesses verfügt Pi über einen Multiband-Korrelationsgradmesser, der sowohl die Korrelation schmaler Teilspektren als auch die Gesamtkorrelation abbildet. Es gibt noch andere Displays, aber dieses hier ist das aussagekräftigste.

Da Instrumente sich unterschiedlich stark beeinflussen, werden sie in Gruppen zusammengefasst. Bei der Analyse werden (im Modus Int & Mix) zunächst die Gruppen berücksichtigt, dann das Gesamtsignal aller Kanäle mit Pi-Instanzen.

Beim Zusammenstellen der Gruppen kann es sinnvoll sein, etwa alle Schlaginstrumente in eine Gruppe zu legen, Gesang und Streicher in eine andere – einfach deshalb, weil diese beiden Signalgruppen über ganz unterschiedliche Attacks verfügen. Es ist aber auch einen Versuch wert, Becken und Gesang in einer Gruppe zusammenzufassen, weil diese einen ähnlichen Frequenzbereich beanspruchen und sich in den Höhen überlagern.

(Hier kann man übrigens Vorarbeit leisten und mit M/S-Plug-ins mit Stereo-Width-Regler und Mono-Maker wie Brainworx bx_contral 2 Becken auf das Seitensignal legen und die Solo-Stimme auf das Mittelfeld fokussieren.

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Für solche M/S-Gruppen schaltet man Pi dann in den Modus PL.)

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Wie dem auch sei: An die Analyse der Gruppen schließt sich sowieso eine Analyse des Gesamtmixes an (s.o.), und in der Praxis zeigt sich, dass der bewusst wahrnehmbare Unterschied zwischen den beschriebenen Optionen nicht sehr groß ist.

Ganze 64 Gruppen können durch Pi bearbeitet werden – es dürfte kaum ein Projekt geben, das diese Obergrenze ausreizt.

Wenn man sich vor Augen hält, dass hier eine samplegenaue Analyse vieler Instrumente in Echtzeit und mit hoher Auflösung erfolgt, kommt die Befürchtung auf, dass Pi nicht nur die Phasenlagen, sondern auch die Prozessorleistung bis zur Neige auslotet. Letzteres ist jedoch überraschender Weise nicht der Fall. Im Gegenteil: Pi ist ausgesprochen genügsam. Selbst bei minimalen 48 Samples Puffergröße, die auf unserem Testsystem zu einer sagenhaften Latenz von lediglich 3,7 ms führt, konnte ich ohne Probleme 10 Instanzen von Pi laden. Die CPU-Last aller Instanzen bewegte sich unter diesen Extrembedingungen bei rund 15 Prozent, und auch die CPU-Peaks blieben im moderaten Bereich.

Pi verfügt über zwei Operationsmodi: Full Range und Low Frequency. Der Letztere sortiert die Phasenlagen im tiefen Bereich, sollte für Bassdrum und Bass ausreichen und ist noch weniger rechenintensiv.

 

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