Test und Tutorial: SoundRadix Pi – Phase Interactions Mixer
|Pi in der Praxis – Anwendungsbeispiele mit Audiodemos
Hier hören Sie die Passage ohne Pi …
… und hier mit Pi:
Zum besseren Vergleich schalte ich hier alle zwei Takte Pi an und aus. Das Audiodemo beginnt mit Pi in der ausgeschalteten Version.
In der Tat wird der Mix durch Pi plastischer und wirkt auch natürlicher. Die Instrumente gewinnen mehr Raum und wirken freier. Dadurch wird der Klangcharakter der einzelnen Instrumente einen Tick weit besser herausgearbeitet.
Dieses Urteil werden Sie nur nachvollziehen können, wenn sie genau hingehört haben und über gute Monitore oder einen analytisch klingenden Kopfhörer verfügen: Der Effekt ist zwar eine feine Sache aber auch sehr (!) subtil.
Pi ist definitiv ein Plug-in für hohe Ansprüche. Will man einen Mix aufwerten, stehen zunächst eine ganze Reihe anderer Optionen zur Verfügung, von dynamischen Mehrband-Equalizern über Multibandkompressoren bis zu Röhrensimulationen, anderen Sättigungstools und Excitern. Die machen natürlich alle etwas ganz anderes als Pi und kümmern sich nicht um die Phasenlage. Pi ist dann sozusagen das Sahnehäubchen für den Perfektionisten.
Die Phasenkorrelationsanzeige des PAZ Analysers zeigt übrigens keinen erkennbaren Unterschied zwischen den Abschnitten mit und ohne Pi-Instanzen. Das wundert nicht, denn die einzelnen Tracks, etwa die Drums, die teilweise in einem Loop zusammenspielen, tragen bereits Phasenauslöschungen in sich, und werden dadurch von der Analyse, die ja nur die Kanäle untereinander vergleicht, nicht erreicht.
Wir probieren es mit anderen Instrumenten, und zwar mit einer Passage aus Ueberschall 60s Psychedelic Rock. Zunächst das unbearbeitete Original:
Diese Spuren sind beteiligt:
Ich versorge alle Gruppen mit Pi als Post-Fader-Insert. Da Pi im Int & Mix – Modus die Phasenauslöschungen von Instrumenten in der selben Gruppe primär behandelt und sich danach erst um den kompletten Mix kümmert, fasse ich Bassdrum und Bass zu einer Gruppe zusammen. Jetzt weiß ich nicht so recht, was ich mit den Kanälen Room und BD & SD machen soll, bei denen es sich um Aufnahmen von Distanzmikrofonen handelt. Da hier die selben Instrumente, die schon in anderen Kanälen zu hören sind, erneut auftauchen, kann es sein, dass sie die Analyse von Pi durcheinanderbringen, da diese vermutlich auf das Erkennen von Gemeinsamkeiten und Differenzen ausgelegt ist. Ich fasse sie mal probeweise in einer Gruppe mit der Snare, den Gitarren und dem Rimshot zusammen. Hi-Hat, Crash und Shaker bilden eine dritte Gruppe.
Unter Cubase 8.5 ist es möglich, Effekte von einem Kanal auf den anderen zu kopieren. Ich brauche also nur eine Pi-Instanz mit Gruppenzuordnung für jede der drei Gruppen anlegen. Ich belasse es überall bei den Grundeinstellungen, also ohne eine besondere Gewichtung eines Kanals und mit der Analysevorgabe Int & Mix.
So hört sich das Ergebnis an:
Zum besseren Vergleich auch hier noch einmal der Wechsel von Original und Pi-Bearbeitung alle zwei Takte. Die ersten beiden Takte gehören dem Original.
Auch bei diesem Audiodemo ist der Effekt subtil. Es stellt sich heraus, dass die Arbeit von Pi umso deutlicher zu hören ist, je voller der Mix ist. Das bedeutet, dass in schwierigen Situationen mit grenzwertig ausgereizter Instrumentierung Pi dazu beitragen kann, dass die einzelnen Protagonisten wieder deutlicher zu hören sind. Im vorangegangenen Audiodemo profitiert vor allem die Gitarre von Pi. Sie klingt voller; mit ihrem Einsatz gewinnt der Mix etwas an Kraft und Tiefe im direkten A/B-Vergleich zum unbearbeiteten Original.
Um das Ergebnis zu verbessern, erhöhe ich die Gewichtung bei der Snare, dem Bass und den Gitarren – mit folgendem Ergebnis:
Der Unterschied zum Versuch ohne Gewichtung ist kaum wahrzunehmen. Auch hier noch einmal mit dem direkten A/B-Vergleich (Pi-Bypass alle zwei Takte):
Wenn man eine Weile mit Pi arbeitet und die Ohren sensibilisiert sind, stellt man fest, dass die Gewichtung dabei helfen kann, Transienten von Drums vor einer minimalen Unterdrückung zu schützen oder leichte Pegelschwankungen bei sustainbetonten Instrumenten auszugleichen – immer in dem Fall, dass diese unerwünschten Nebenwirkungen von Pi ausgelöst werden und nicht bereits im Audiomaterial enthalten sind.
Dass Pi etwas bewirkt, offenbart sich deutlich, wenn man das unbearbeitete Original und die Pi-Version synchron ablaufen lässt. Zwei samplegenau synchrone, identische Tracks führen nicht zu Phasenauslöschungen, sondern zur Summierung der Amplitude. Synchronisiert man das Original mit der Pi-Bearbeitung kommt es durch die dynamischen Phasendrehungen, die Pi bei allen Einzelinstrumenten vorgenommen hat, hingegen zu Auslöschungen. Es offenbart sich durch diesen Kontrollcheck, ob und wo Pi eingreift:
Pi ist also ganz schön aktiv und greift drastisch in die Phasenlage ein. Erstaunlich, dass am Ende ein so sauberes Ergebnis herauskommt.
Wir starten einen weiteren Versuch. Beteiligt sind Toontracks EZdrummer 2 mit Effekten: u-he Presswerk (nur auf der Snare) und Audioease Altiverb, Rob Papen SubBoomBass mit Altiverb, vier Vocal-Tracks aus Zero G Vocal Foundry mit FabFilter Pro-R als Hall via Effect Send (und ohne Pi).
Pi installiere ich in die Kanäle Vocals 1, 2, 3, 4 (erste Gruppe), SubBoomBass, EZdrummer Main und EZdrummer Snare (zweite Gruppe). Zunächst aber das Original:
Die Bearbeitung mit Pi wertet bei diesem Beispiel vor allem den Gesang auf; die Stimmen klingen klarer, runder, sauber platziert und wirken ein wenig kräftiger:
Damit ist der bislang deutlichste Effekt gelungen.
Ich möchte die Fähigkeit von Pi, Phasenauslöschungen aufzuheben, aber noch auf eine härtere Probe stellen. Dazu analysiere ich eine Gesangsspur mit Melodyne, um eine künstliche Zweitstimme zu erzeugen. Das Duett hört sich zunächst einmal gar nicht zu schlecht an – der PAZ Analyser zeigt jedoch erhebliche kurzzeitig auftretende Phasenauslöschungen.
Um diese zu verstärken quantisiere ich eine Spur leicht und verändere das Attackverhalten. Nun hört es sich an einigen Stellen schon ein wenig verwaschen an – die Betonung liegt auf „ein wenig“. Man könnte mit diesem Material problemlos arbeiten. Den Hall schalte ich aus, damit die kleinen Verfärbungen der Stimmen deutlicher werden.
So hört es sich mit Pi an:
Die Stimmen gewinnen minimal aber dennoch spürbar an Präsenz. Die dezent verwaschen klingenden Stellen werden jedoch nicht vollständig restauriert – zumindest nach meinem Empfinden. Der PAZ-Analyser schließt sich dieser Meinung an. Hier hätte ich mir eine weitreichendere Korrektur gewünscht.
Und nun noch einmal alle zusammen und mit Pi:
Und noch einmal ohne Pi:
Pi wirkt sich jetzt vor allem auf den Hall der Snare aus. Dieser wird offenbar durch die Echoeffekte, die ich nachträglich im Main-Ausgang der Drums eingebaut habe, in der Phase gestört. Der Einfluss auf den Gesang ist bei dieser Instrumentierung für mein Hörempfinden nicht mehr auszumachen – und auf die Auswirkung auf die Snare bin ich auch nur gestoßen, weil ich wieder die Gegenprobe gemacht habe, also Original und Pi-Bearbeitung simultan abgespielt habe. Da raschelt es dann gewaltig im Snare-Hall, ein Indiz dafür, dass Pi hier in die Phasenlage eingreift.
Also: Pi wirkt, ist eine Bereicherung, aber die Wirkung ist sehr subtil. Pi ist auch kein Allheilmittel gegen Phasenverschiebungen – wie das Experiment mit Melodyne gezeigt hat.
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