Test: Krotos Dehumaniser Simple Monsters
Fazit
Dehumaniser Simple Monsters macht richtig Spaß, sobald man das Mikrofon in die Hand nimmt und hineinfaucht, atmet, brüllt, vor sich hin blubbert oder singt. Die Stimmumwandlung ist vielseitig – vom piepsenden Mini-Gnom bis zum tonnenschweren Mega-Monster. Das Mikro lässt man so schnell nicht los, wenn man erst einmal festgestellt hat, wie man die Gnome und die gefährlichen Gesellen der Phantasiewelt mit Modulationen der eigenen Sprache zu aberwitzigen Kapriolen ihrer virtuellen Stimmen bewegen kann. Auch Gesang extraterrestrischer Art und abseits der üblichen Vocoder-, Talk-Box und Roboter-Effekte ist möglich, allerdings ist eine nachträgliche Bearbeitung mit Pitch-Time Spezialisten wie etwa Celemony Melodyne notwendig, wenn Tonhöhen und Timing angepasst werden müssen.
Zu meinen Audiodemos mit Mikrofoneinsatz möchte ich anmerken, dass ich dafür ein Großmembran-Kondensatormikro einfach in die Hand genommen und sehr nah besprochen habe – inklusive gelegentlicher Übersteuerungen, ohne Stativ, Pop-Schutz und Noise-Gate, also genau so wie man es nie machen sollte. Die Audioqualität von Dehumaniser Simple Monsters ist ausgezeichnet. Artefakte in den Audiodemos sind auf meinen regelwidrigen Umgang mit dem Mikrofon zurück zu führen.
Dehumaniser Simple Monsters stellt eine gelungene Abspeckung des großen Bruders Dehumaniser II dar. Zu einem vergleichsweise günstigen Preis bekommt man das Wesentliche: Eine Library an Tierstimmen und anderen Vorlagen, die per Convolution (Re-)Sampling atonale Bestandteile einbringen und die Stimmen rau und böse machen. Die modulare Struktur von Dehumaniser II ist nicht an Bord, besser gesagt: Sie wirkt im Hintergrund und wird über fünf Makro-Parameter gesteuert. Damit erschließt sich auch die Bedienung schneller als beim Flagschiff des Hauses Krotos. Gezielte Patches für die Bearbeitung von Instrumenten wie beispielsweise Drums oder Gitarren sind allerdings nicht möglich. Bei Dehumaniser Simple Monsters geht es in erster Linie um Stimmen, und das in einer ausgezeichneten Audioquaität.
Da die Berechnungen, die dafür notwendig sind, nicht gerade einfach sein dürften, ist eine überdurchschnittliche Beanspruchung der CPU mit Peaks von über 50% bei geringer Latenz (128 Samples Puffergröße) keine Überraschung aber auch kein Knock-Out. Dehumaniser Simple Monsters kann und muss bei der Aufnahme eingesetzt werden, da der Sprecher oder Sänger zur Formung der Monsterstimmen wesentlich beiträgt. Das Plug-in überschreitet hier die Grenze zwischen einem Effekt und einem steuerbaren Stimmenmutations-Instrument. Es ist aber kein Fehler, ein trockenes Signal über ein zweites Mikrofon simultan aufzunehmen, dann kann man später noch am Dehumaniser-Effekt feilen oder andere Varianten ausprobieren.
Angesichts der exzellenten Audioqualität und der Einzigartigkeit des Effektes fallen die kleinen Mängel nicht ins Gewicht. Dennoch sollen sie der Vollständigkeit halber erwähnt werden: Aufgezeichnete Automationen ruckeln bei der Wiedergabe und führen zu unerwünschten Parametersprüngen (zumindest unter Cubase 8.5 auf unserem Testsystem).
Wenn Sie über ein Mikro verfügen, sollten Sie die Demoversion unbedingt antesten, auch wenn es nur des Spaßes wegen ist.
Testautor: Holger Obst
Plus:
- großer Spaßfaktor
- stark verfremdete Stimmen in exzellenter Audioqualität
- überzeugende Monster und Gnome für Film/Post Production und Spielevertonung
- auch für Gesang geeignet (Nachbearbeitung erforderlich)
- einfache Bedienung
- zielführende Auswahl von Presets für unterschiedliche Anwendungszwecke
- fairer Preis
Minus:
- aufgezeichnete Parameteranimationen produzieren bei der Wiedergabe unerwünschte Sprünge
- keine VST3-Version
System:
- Mac ab OS X 10.8
- Windows: ab Win 7
- Formate: AAX, AU, VST
- 32 und 64 Bit
- Sampleraten von 44,1 bis 192 kHz
Hersteller: Krotos
Inhalt
Einleitung
Zusammenfassung
Überblick
Praxis mit Audiosamples
Praxis mit Mikrofoneinsatz
Fazit
