Test: Zynaptiq UNVEIL
Die technischen Details
Der Focus-Regler ist der zentrale Parameter von UNVEIL. Hier stellt man ein, ob das Direktsignal hervorgehoben werden soll (rechts der 12-Uhr-Position) oder ob es reduziert werden soll, was zur Betonung der räumlichen Anteile führt.
Diese Einstellung führt zu einer fast kompletten Auslöschung des Direktsignals:
Wenn man UNVEIL wie eingangs beschrieben zur Trennung beider Signalanteile für eine Vierkanal-Spur einsetzt, so verwendet man als Startpunkt zwei identisch eingestellte UNVEIL-Instanzen, die sich lediglich darin unterscheiden, dass in der ersten Instanz der Focus-Regler im Rechtsanschlag (Direktsignal) und in der zweiten im Linksanschlag (Hall) steht.
Mit Focus BIAS kann man den Eingriff auf kritische Frequenzen mit besonders vielen Raumanteilen fokussieren oder auch bestimmte Instrumente in den Vordergrund rücken, indem man für deren zentrale Frequenzen den Raumanteil stark abschwächt (also den Fader hoch schiebt).
Über „Transient Threshold“ kann man Transienten unbeeinflusst lassen, etwa um Attacks durchzulassen oder den Punch einer komprimierten Audiospur zu erhalten. Außerdem sind hiermit Spezialeffekte möglich, so kann man etwa bei Reduktion des Direktsignals (s. Abb. oben) wieder Transienten hinzugeben.
t/f Localize bestimmt die Mustererkennung entlang der Zeit- und Frequenzachse. Höhere Werte führen zu einer feineren Trennung der Frequenzen, was den Detailreichtum eines Signals betont. Verfügt das Signal jedoch über starke Rauschanteile, so kann es zu unnatürlich klingenden Oszillatoren kommen.
t Refract legt die Reaktionsgeschwindigkeit des Algorithmus fest. Kürzere Zeiten führen dazu, dass UNVEIL früher innerhalb eines erkannten Raumanteils anfängt zu regeln. Damit werden auch Early Reflections erfasst. Es kann allerdings auch passieren, dass Transienten erwischt werden und der Klang an Konturen verliert. Höhere Werte führen zu einem im Gesamten ausbalancierten Klang, es kann dann jedoch vorkommen, dass mehr fühe Reflexionen erhalten bleiben. Man beginnt am besten mit dem Linksanschlag und dreht den Regler bei Bedarf (also wenn unerwünschte Artefakte wie verwaschene Transienten auftreten) langsam nach rechts.
Die Transient-Bypass-Schaltung (dazu später mehr) ermöglicht es aber, trotz des Eingriffs in Transienten niedrige Refract-Werte zu verwenden – man ersetzt dann einfach die verwaschenen Transienten mit den unbearbeiteten. Kein anderer Mitbewerber verfügt über dieses sehr praxisnahe Feature.
t Adaption legt das Anpassungs-Zeitfenster für das Analyse-Netzwerk fest. Außerhalb des Zeitfensters hat UNVEIL sozusagen das vorangegangene Analyseergebnis „vergessen“ und beginnt mit einer neuen Berechnung. Die Adaptationszeit sollte in etwa der zeitlichen Länge der Hallfahne entsprechen.
Presence fügt dem Eingangssignal (vor dem Analysenetzwerk) ein Zufallssignal hinzu. Dadurch werden geräuschhafte Anteile und schnelle Tonhöhenänderungen „verdeckt“ und vom Analysenetzwerk weniger stark erfasst. Die hörbare Auswirkung besteht in einer deutlicheren Präsenz des Obertonspektrums. Der Effekt hängt stark vom Eingangssignal ab. Man sollte im Linksanschlag beginnen. Speziell die Deutlichkeit von Gesangsaufnahmen kann von Presence profitieren.
Über den Taster I/O DIFF erzielt man nicht etwa eine Anpassung des Ausgangs- an den Eingangspegel, sondern erreicht das in der Lautstärke angepasste Differenzsignal zwischen dem unbearbeiteten Original und dem UNVEIL-Sound. Hat man etwa das Direktsignal stark heruntergefahren, so hört man es isoliert, wenn man auf I/O DIFF klickt. Der Schalter kann also auch für die Erzeugung des Vierkanal-Sounds benutzt werden.
Inhalt:
1. Einleitung
2. Zusammenfassung
3. Definition des Arbeitsbereiches und Abgrenzung zu anderen Werkzeugen
4. Installation
5. Unveil in der Praxis
6. Die technischen Details
7. UNVEIL und Klangdesign
8. CPU-Leistungseinforderung
9. Fazit