Test: Ueberschall Lounge Bundle und Elastik 3 – Teil 1

Das Lounge Bundle umfasst die Produkte Acoustic Lounge, Jazz Lounge, Chillout Lounge, Jazz Colors und Nightshift. Die Loops laufen auf dem neuen Elastik 3 – Player, der von zplane entwickelt wurde und der gegenüber der Vorgängerversion deutliche Verbesserungen und wichtige neue Features mit sich bringt.

Ein rekordverdächtig umfangreiches Loop-Paket

Mit satten 21 GB an Samplevolumen dürfte das Lounge Bundle zu den größten Sammlungen an Lounge-Loops gehören. Enthalten sind knapp 6500 Samples (Loops) und 80 Construction-Kits zwischen Jazz und Lounge, die darauf warten, zu neuen Songs kombiniert zu werden.

Der Elastik-Player sorgt als Loop-Engine mit einigem Kreativpotential dafür, dass man sich dabei nicht auf das bloße Aneinanderhängen und Übereinanderschichten von Loops beschränken muss. Wie die einzelnen Soundpakete aufgestellt sind, wie sie klingen, für wen sie geeignet sind und was man mit dem neuen Elastik Player alles machen kann, erfahren Sie in unserem Test. Im ersten Teil geht es um die Libraries Acoustic Lounge und Jazz Lounge.

Hinweis: Die Darstellungsgröße und die Bildschärfe unserer Screenshots ist wegen der eingeschränkten Breite und der starken Komprimierung nicht mit den Originalen übereinstimmend. Die Bedienoberfläche des Elastik-Players ist gestochen scharf, in allen Details gut erkennbar und in vier Stufen von Small bis Extra Large skalierbar.

Recording und Studiotechnik

 

Stark rabattierter Preis

Wenn ein Hersteller mehrere Produkte bündelt, ist eine der ersten Fragen, die man sich stellt, ob sich der Komplettkauf lohnt oder ob es ausreicht, das ein oder andere Einzelprodukt zu erwerben. Letztlich hängt das im Fall unserer Testkandidaten davon ab, wie breit man bei der Komposition von Lounge aufgestellt und mit Loops versorgt werden möchte. Wer den Schwerpunkt konsequent auf Jazz-Stile legt, kommt mit den Produkten Jazz Colors und Jazz Lounge schon auf den Preis des gesamten Bundles. Die anderen drei Libraries wären aus diesem Blickwinkel betrachtet eine Gratis-Zugabe. Es lohnt sich also, genau hinzusehen: Acoustic Lounge kostet 149.- EUR, Jazz Lounge, Jazz Colors und Night Shift liegen bei je 99.- EUR, Chillout Lounge bei 49.- EUR, macht zusammen 495.- EUR. Das Lounge Bundle wird derzeit mit 199.- EUR für weniger als die Hälfte des Preises der Einzelprodukte angeboten (Stand: Februar 2018).

 

Kombinationsmöglichkeiten – neue Perspektiven mit Elastik 3

Erfahrungsgemäß lassen sich die Loops unterschiedlicher Pakete und Contruction-Kits von Ueberschall-Libraries miteinander kombinieren. Die Originaltonart und die Geschwindigkeit werden angezeigt, sind aber keine unabänderlichen Vorgaben, im Gegenteil:

Die Elastik-Engine verfügt über ein weitgehend artefaktfreies Time-Stretching, mit dem man sich auch weit abseits der Originaltempi bewegen und die Loops immer noch gut integrieren kann. Bislang ließen sich die Loops allerdings nur komplett transponieren. Man konnte aus C-Dur beispielsweise E-Dur machen, nicht aber E-Moll. Mit Elastik 3 ist diese Beschränkung nun aufgehoben. Inwieweit auch polyphones Material mit dem ReTune-Algorithmus von zplane.development bearbeitet werden kann, werden wir noch testen.

Der Time Tab im Editierbereich des Loop-Players bietet sechs verschiedene Algorithmen, mit denen man Audio dehnen, stauchen und transponieren kann. Loops können in Abschnitte (Slices) zerlegt und diese dann getrennt nach allen Regeln der Kunst bearbeitet werden, einschließlich Pitch-Shifting und Formantenbearbeitung.

Eine neue Zufallsfunktion mit dem Namen Inspire tauscht einzelne Loops aus und hilft, wenn die Inspiration mal pausiert. Welche Soundbänke von Inspire berücksichtigt werden sollen, kann man festlegen, dem Randomisieren also eine Richtung vorgeben.

Während man früher zwischen Browser und Loopansicht hin- und herspringen musste, kann man nun alternativ beide Fenster gleichzeitig öffnen.

In der Version 2 wurde im sogenannten Loop Eye des Players immer der zuletzt getriggerte Loop angezeigt, sodass man keine visuelle Kontrolle über die anderen Loops hatte. Das hat sich nun geändert: Neben der Keyboard-Darstellung lassen sich alle Loops einer Oktave im Miniaturformat anzeigen. So erkennt man auf einen Blick, welche Loops etwa vier und welche acht oder 16 Takte lang sind (oder mehr) und welche gerade abgespielt werden. Die aktuelle Abspielposition wird wie bei der großen Abbildung in Echtzeit dargestellt. Sehr schön.

Im Falle unserer Testkandidaten liegen die meisten Loops bei acht Takten, einige bieten eine Länge von 16, andere von vier Takten. Anhand unserer Audiodemos werden die Looplängen in den Einzelfällen deutlich.

Elastik 3 hat noch mehr zu bieten. Auf viele Details gehen wir im Laufe des Tests ein; das ergibt sich beim Ausprobieren von Loops und Kombinationen von selbst.

 

Acoustic Lounge

Die Library beinhaltet 24 Construction Kits und präsentiert entspannten Late Night Jazz. Knapp 2000 Loops und Phrasen beanspruchen rund 5,5 GB. Akustische Drums, Kontrabass, Piano und Gitarren sind die maßgeblichen Instrumente, ergänzt durch Saxophon, Trompeten, Percussion, Vibraphon, E-Piano, Synth- und Effektloops. Die Aufnahmen erfolgten mit erlesenem Vintage Equipment und auf einer Bandmaschine.

Die Construction-Kits liegen in drei Ordnern mit den Originaltempi 70, 80 und 90 BPM vor und bieten Loops einzelner Songabschnitte (Intro, Variationen bzw. Strophe / Refrain und Outro) als fertigen Mix (allerdings nur zu Demonstrationszwecken), als Drum-Gruppe und in Form von Einzelinstrumenten, darunter sämtliche Drums und Percussion sowie Overhead-, Raummikros und zusätzliche Spuren, die nicht im Mix enthalten sind. Auch trockene Loops ohne Hall und Echoeffekte sind dabei, sodass man sehr gut externe Raumsimulatoren und andere Effekte einsetzen kann, ohne dass sich Raumanteile überlagern. Für eine detaillierte Abmischung mit externem Equipment bieten sich die 16 Stereoausgänge der Elastik-Engine an.

Die Library eignet sich für Filmmusik, Werbung und Multimedia sowie für Projekte im Bereich Jazz-Lounge, auch als Ideengeber und Vorlage für die Entwicklung eigener Rhythmen, Akkordprogressionen bzw. Harmoniefolgen.

Schon beim ersten Construction-Kit „Anchor“ wird klar, worum es hier geht: Der Sound ist angenehm warm, die Musiker spielen sehr entspannt, zugleich präzise und virtuos.

Hier habe ich zunächst Bass, Conga und Overhead-Loops übereinandergelegt, danach folgt zur Demonstration des vollen Sounds der gesamte Mix.

Diese fertigen Mix-Loops der kompletten Instrumentierung (und auch die Komplettabmischungen der Begleitinstrumente) sind im Gegensatz zu allen anderen Loops nicht für die öffentliche Verwendung lizenziert. Man sollte sie also nicht einfach hintereinander reihen. Das wäre nicht nur einfallslos, sondern könnte auch zu urheberrechtlichen Problemen in dem Moment führen, wo andere genau das Selbe machen. (Wer seine Privatvideos für den ausschließlichen Heimgebrauch und ohne Upload auf YouTube oder andere Plattformen auf diese Weise vertonen möchte, wird natürlich kein Problem mit dem Urheberrecht bekommen.)

 

Außerdem macht es definitiv mehr Spaß, die einzelnen Instrumente frei zu kombinieren. Elastik 3 unterstützt diese Arbeit mit einer komfortablen Vorhörfunktion: Die Loops werden bei Bedarf schon beim Vorhören im Browser per Time-Stretching zum Host-Tempo synchronisiert. Man kann also bei laufendem Playback weitere Loops ganz entspannt ausprobieren. Wenn man sich entschieden hat, zieht man diese dann auf die virtuelle Tastatur oder in einen leeren Loop-Eye-Kreis (roter Pfeil).

Die Einstellungen für das Vorhören nimmt man unter Setup/Preferences vor:

Hier setzt man ein Kreuz beispielsweise für das temposynchrone Vorhören im Browser, markiert bei Bedarf einen Einsatz von Retune für die Tonhöhenanpassung, wählt die Fenstergröße und die präferierte Darstellung und legt den Speicherpfad für den Render Cache fest. In der Werkseinstellung ist dafür der Dokumentenordner auf der Systemplatte vorgesehen, was ich persönlich nicht optimal finde. Kein Problem: Man kann das ja hier ändern. Im Render Cache werden die in Tempo, Tonhöhe und Formanten bearbeiteten Loops zwischengespeichert. Wechselt man beispielsweise das Host-Tempo, so erfahren notwendigerweise alle aktuell geladenen Loops ein Timestretching – offline, versteht sich. Mit den heutigen Prozessoren dauert das nur einen kurzen Moment, bedeutet also keine spürbare Arbeitsunterbrechung.

Re-Tune-Instanzen können zahlenmässig beschränkt werden. Eine hohe Anzahl von Berechnungen soll laut Eintrag eine hohe CPU-Last mit sich bringen. Das konnte ich beim Test nicht bestätigen. Da das Re-Tuning offline stattfindet, sehe ich auch keine Gefahr für eine andauernd hohe CPU-Last.

Die Tempo- und Tonartsynchronisation beim Vorhören über den Browser kann man praktischerweise auch einstellen ohne das Preferences-Menü zu öffnen:

Auch die Wahl der Skala mit Grundton, in Dur, Moll, Mixolydisch, Pentatonisch und mehr lässt sich hier über ein Aufklappmenü einstellen.

Ein Ausschnitt aus „Serenity“, auch bei 70 BPM (mit Vinylknistern als Effektloop im Hintergrund). Um die Drums nur ganz dezent im Hintergrund agieren zu lassen, habe ich den Loop „Tom“ gewählt. Die Toms werden bei diesem Abschnitt gar nicht gespielt, man hört also nur die Übersprechung der anderen Schlaginstrumente.

 

Für das folgende Audiodemo habe ich Loops aus unterschiedlichen Construction Sets kombiniert, und zwar Drums und einen Bass aus dem Set „Clouded“, welches in A-is Dur und bei 70 BPM spielt, und ein Piano aus „Sidewalk“, aufgenommen bei 80 BPM und in Cis-Dur.

Nach dem Ziehen der Loops aus dem Browser auf die Miniatur-Loop-Eyes (roter Pfeil) musste ich zwecks Tonartanpassung erst einmal das Piano um drei Halbtonschritte nach unten transponieren.

Dazu geht man erst einmal in den Edit-Modus (1), klickt dann auf Pitch (2), wodurch Formant ebenfalls aktiv wird, und bewegt das Fadenkreuz (3) in der XY-Darstellung. Die Formanten habe ich unverändert gelassen.

Nun spielten zwar Bass und Piano in der selben Tonart, leider aber in unterschiedlichen Progressionen. Die Rhythmik des Basses passt, nicht aber die Noten. Um das zu ändern, klicke ich das Miniatur-Loopeye des Basses an und klicke auf Pitch und Sequence. Nun erzeugt Elastik Slices – übrigens ohne Knackser; Nulldurchgänge werden also offenbar berücksichtigt.

Die Auflösung der Slices reicht bis zu 1/64tel Note. Man stellt sie über dieses Aufklappmenü ein:

Im Menü Pitch/Formant kann man nun jeden Abschnitt getrennt transponieren. Im Falle des Basses hört man, dass Tonhöhenveränderungen mit sanften, natürlich klingenden Übergängen gespielt werden.

So hört sich das Ganze jetzt an:

 

Bei der Arbeit mit Loops aus unterschiedlichen Libraries erweist es sich als hilfreich, dass der Speicherpfad des angewählten Loops in der Kopfzeile des Menüs angezeigt wird. Will man nachträglich noch einen passenden Loop aus dem selben Kit hinzufügen, so erhält man durch diese Anzeige einen Wegweiser.

Acoustic Lounge bedeutet nicht die puristische Beschränkung auf ausschließlich akustische Instrumente. Besonders die echte Bassdrum wird häufig mit einer E-Bassdrum gedoppelt, um den Klang besonders satt und rund zu machen. Beide liegen als separate Loops vor.

Beim Thema „Silk“, original in 80 BPM, ist das beispielsweise der Fall. Hier hören Sie zunächst die akustische Bassdrum (mit leichten Übersprechungen der anderen Instrumente), dann gedoppelt mit der E-Bassdrum:

 

Der Demo-Mix der „Strophe“ des Themas Silk hört sich so an:

 

Das ist schon ein erlesener, wunderbar warmer und dem Ohr schmeichelnder Klang. Man beachte die Feinheiten, mit denen das Ride-Becken aufgezeichnet worden ist. Neben dieser Strophe gibt es noch eine Steigerung, sozusagen einen „Refrain“, dazu Intro und Outro. Die Elemente der Strophe kann man sehr schön für einen Songaufbau einsetzen. (Dazu noch etwas Vinylknistern aus Serenity.)

 

Die Loops fangen nun alle zusammen mit Taktbeginn an. Eleganter ist es, wenn einzelne Instrumente einen Auftakt erhalten. Die einfachste Möglichkeit das zu erreichen, besteht darin, den Beginn um 1/8tel oder 1/4tel vorzuziehen. Das kann man auch nachträglich machen, ohne neu einzuspielen. Man verschiebt einfach die Start- und Endpunkte der betreffenden Loops …

… und die Balken im MIDI-Editor …

… in unserem Fall von akustischer Bassdrum, Overheads und Ride-Becken.

 

Alternativ bastelt man sich einen eigenen Auftakt. Dazu kopiert man den Loop: Bei gehaltener ALT-Taste zieht man den Loop auf eine freie Taste:

Anschließend sucht man sich den passenden Abschnitt für einen Auftakt heraus und schneidet den Loop, indem man Start- und Endpunkte mit dem gewählten Raster verschiebt. Hier habe ich aus dem Bass-Loop bei 32tel Auflösung einen lang gehaltenen Ton herausgeschnitten und über Edit / Pitch um zwei Halbtonschritte nach unten transponiert. Den betreffenden Ton muss man dann nur noch einspielen oder im MIDI-Editor als Balken einzeichnen.

 

Das Duplizieren von Loops, Herausschneiden von Slices und eine anschließende Bearbeitung kann auch für allerlei Experimente eingesetzt werden. Man kann den Ausschnitt beispielsweise rückwärts ablaufen lassen, mit einem Filter bearbeiten, dehnen und stauchen oder in eine andere Skala transponieren.

Impressionen aus Sidewalk Café:

 

Das gefühlvoll gespielte Saxophon liegt trocken und mit Hall vor.

Acoustic Lounge C bietet acht Construction-Kits mit einem Originaltempo von 90 BPM. Das Thema „Affirmation“ ist ein schwungvoller Shuffle mit einem Tonartwechsel von Dis Dur in der Strophe zu D-Moll im Refrain.

 

Auch hier bieten die einzelnen Loops viele Möglichkeiten für unterschiedliche Arrangements und einen eigenen Spannungsaufbau. Gegen Ende des nächsten Audiodemos habe ich einen Gesangsloop aus der Library Nightshift verwendet (Konstruction Kit „Silence“, ebenfalls in D-Moll), dazu einen Bass und eine Hi-Hat aus dem selben Kit. Die Hi-Hat war für diesen Kontext etwas zu dominant, weshalb ich sie mit einem High Pass – Filter ausgedünnt und den Cutoff animiert habe.

 

Nightshift ist ebenfalls Bestandteil des Lounge Bundles.

Loops aus „Summer Rain“ (wieder aus Acoustic Lounge, Teil C) im Originaltempo von 90 BPM:

 

Die fertigen Abmischungen:

 

Anhand des Themas „Smooth“ schauen wir uns das neue Retuning an. Der Bass spielt in A-Dur. Mit Elastik 2 wäre es nicht möglich gewesen, diesen Bass unter Berücksichtigung der Tonart um eine Terz nach oben zu transponieren. Mit dem neuen Retune Algorithmus von zplane soll das nun gehen. Man kopiert den Bass-Lop auf eine freie Taste, schaltet Edit ein und gibt in der Retune Ansicht die Skala A-Dur vor. Anschließend transponiert man den Bass um eine Terz.

In der Detailansicht des Retunings kann man weitere Anpassungen vornehmen, um das Ergebnis zu optimieren:

Wir kommen noch darauf zurück. Will man für einzelne Noten ein anderes Intervall einstellen, so wechselt man zum Fenster Pitch mit aktivem Sequence-Modus, legt die Größe der Slices fest und transponiert die Tonhöhe.

Den zweiten Bass habe ich teilweise um eine Quinte nach oben transponiert.

 

Um den Klangcharakter des Duplikats zu verändern, wechselt man zur Formant-Ansicht. Wenn das Instrument global über alle Noten hinweg gleichmäßig transformiert werden soll, wählt man 1/1 als Auflösung für die Slices.

Man kann natürlich auch einzelne Abschnitten in den Formanten transponieren. Vorsichtig eingesetzt kann es dann nach Varianten oder kleinen Ungenauigkeiten bei der Spieltechnik klingen. Experimente mit Formanten eignen sich vor allem für Gitarrensoli, Bläser und auch für Schlaginstrumente.

Hier habe ich für den zweiten Bass die Formanten ein wenig nach oben transponiert, um ihm einen eigenen Klang zu verleihen:

 

Zum Abschluss des Kapitels zu Acoustic Lounge noch eine Zusammenstellung aus dem Kit „Tranquility“. Zu Beginn habe ich eine Rückwärts-Effekt-Gitarre aus Chillout Breeze (Kit Lemon Grass) hinzugefügt.

 

Jazz Lounge

Jazz Lounge knüpft an Acoustic Lounge an und ergänzt diese Library perfekt: Auch hier geht es um entspannte, leichte aber nicht oberflächliche Themen mit prägendem Jazz-Einfluss für Filmmusik, Multimedia und Werbung und nicht zuletzt für Musikproduktionen.

Die Library beinhaltet 11 Construction Kits, umfasst 7,3 GB Sampledaten und mehr als 1400 Loops in 84 bis 120 BPM. Die Kits sind in vier Pakete aufgeteilt: Jazz Lounge A bis D.

Die maßgeblichen Protagonisten unter den Instrumenten sind akustische Drums und Percussion, Kontrabass, Akustische und Elektrische Gitarre, Vibraphon und E-Piano. Beim Schlagzeug wurde die Bassdrum, Snare (Top und Boden), Toms, das Becken und die Hi-Hat mikrofoniert. Diese Mikrofonpositionen liegen als separate Loops vor, hinzu kommen Overheads und Raummikrofone sowie die Loops der anderen Instrumente, auch als trockene Aufnahmen für den Einsatz externer Effekte und Raumsimulatoren.

Die einzelnen Construction Kits beinhalten sechs bis neun unterschiedliche Songabschnitte oder Themen und sind damit variantenreicher und breiter aufgestellt als die Kits aus Acoustic Lounge. Ungeachtet dessen gilt auch hier, dass die fertigen kompletten Mischungen lediglich Demozwecken dienen und aus lizenzrechtlichen Gründen nicht einfach nur aneinandergehängt werden sollen. Und auch hier wäre das im Übrigen wenig kreativ. Die Loops eignen sich sehr gut für eigene Arrangements.

So klingt beispielsweise ein kompletter Mix eines Themas aus „Prefect Moments“ (101 BPM, B DUR):

 

Hier habe ich lediglich das Snare-Top-Mikrofon, den Kontrabass, Gitarre, Piano und ab Takt 17 die Hi-Hat (gefiltert) verwendet. Über das Snare-Top-Mikro hört man dezent Übersprechungen der Hi-Hat, was aber nicht stört.

 

Hier habe ich einige wenige Loops aus dem Kit „Dreamland“ (120 BPM, D-Dur) verwendet und die Rückwärts-Gitarre über einen separaten Ausgang mit Eventide MangledVerb als Effekt (Distortion-Reverb) abgemischt:

 

Retune

Wir greifen uns die ersten acht Takte der Gitarre heraus …

 

… und verwandeln diese Akkordfolge in einen simplen C-Dur-Akkord. Im Retune-Fenster kann man nicht nur Skalen vorgeben, sondern auch eine eigene Skala Halbton für Halbton definieren bzw. Originalton und Zielton festlegen. Damit ein einfacher C-Dur Akkord entsteht, dürfen nur noch die Noten C, E und G erklingen:

Da die Gitarre aufgelöste Akkorde spielt, bei der sich die Töne überlagern, dürfte das schon eine schwierigere Aufgabe sein, denn hier handelt es sich um polyphones Material. Das Ergebnis …

 

… ist durchaus beachtlich. Zwar hört man, wie der Algorithmus die Obertöne auf die vorgegebenen Tonhöhen zieht, doch das Resultat ist im Kontext mit anderen Instrumenten sicher brauchbar.

Das folgene kleine Experiment hat mit Lounge dann nicht mehr so viel zu tun: Die soeben in C-Dur transponierte Gitarre läuft über den bx_Engl E765 RT und Eventides MangledVerb, dazu ein Beat aus Ueberschall GlitchArt und dem Effekt PSP Nitro sowie zwei Vocal-Loops aus Glitch Art, die ich ebenfalls mittels Retune von F-Moll in C-Dur transponiert habe.

 

Ein zweiter Versuch mit Retune, dieses Mal ein Kontrabass aus Jazz Lounge. Im Original (D-Dur) klingt er so:

 

Das Thema fängt mit dem Grundton D an. Damit der Bass in C-Dur spielt und das Thema beibehält, transponiere ich ihn zunächst mittels Retune nach C-Dur. Da das D in C-Dur auch zur Skala gehört, fängt der Bass nun nach wie vor mit D an. Das Thema soll aber mit dem Grundton beginnen, daher transponiere ich den Bass im Pitch-Tab um zwei Halbtonschritte nach unten. Nun spielt der Bass (fast) das selbe Thema in C-Dur und mit dem Grundton C beginnend:

 

Das ist schon ganz ordentlich. Feineinstellungen nimmt man im zweiten Fenster des Retune-Tabs vor:

  • Sensitivity bestimmt, ob nur die dominantesten Events der Tonfolge auf die vorgegebene Tonhöhe gezogen werden (Linksanschlag) oder auch leisere Zwischentöne (Rechtsanschlag).
  • Transients bestimmt, ob die Transienten unangetastet bleiben (Rechtsanschlag) oder ebenfalls auf die Ziel-Tonhöhe gezogen werden. Bei allen Instrumenten mit einem charakteristischen Attack, und dazu zählen auch angeschlagene oder gezupfte Saiteninstrumente, Piano etc., sollte man die Transienten nicht transponieren.
  • Smoothing beschreibt die Auslenkung der Tonhöhenkurve. Kürzere Smoothing-Zeiten bedeuten schnellere Tonhöhenwechsel, längere Smoothing-Zeiten führen zu langsameren, trägeren Tonhöhenwechseln.
  • Pitch Correction bestimmt, wie stark die Tonhöhen auf die Zieltonhöhe gezogen wird. Weniger Pitch-Correction erlaubt freiere Phrasierungen und „schräge“ Töne, hohe Werte unterbinden solche kleinen Ornamente.
  • Über Dry/Wet kann man bei laufendem Playback die Bearbeitung mit dem Original vergleichen.

Bei eingeschaltetem Retune kann man, wie bereits demonstriert, zusätzlich an der Tonhöhe einzelner Slices arbeiten und damit neue Melodielinien erzeugen oder korrigierend an Stellen ansetzen, die der Algorithmus nicht klar erkannt hat. Die Basslinie habe ich probeweise verändert, ohne C-Dur zu verlassen:

Die Teilung habe ich auf 64 gestellt (roter Pfeil). Bei dem Loop mit acht Takten Länge erreiche ich so eine Auflösung von 1/8tel Note. Transponiert habe ich die Slices in den rot eingekreisten Bereichen.

 

Das Ergebnis kann sich hören lassen. Bei genauer Betrachtung fallen kleine und leise Artefakte in Form von Glitches in den Obertönen auf. Dort wechselt der Algorithmus während der Note die Tonhöhe. Durch eine Anpassung der Parameter Sensitivity, Smoothing und Pitch Correction kann man diese Artefakte minimieren:

 

Im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten fallen diese kleinen restlichen Ungenauigkeiten nicht mehr auf. Hier habe ich den Bass über die Black Box Analog Design HG-2 und Brainworx bx_subsynth laufen lassen, dazu Drums aus der Jazz Lounge mit PSP Nitro:

 

Über Retune kann man sogar tonale Bestandteile in den Drums aufdecken. Hier ist der komplette Schlagzeug-Loop auf den C-Dur Dreiklang gestimmt (ohne externe Effekte):

 

Bei Synth-Drums, Toms und generell bei perkussiven Einzelinstrumenten kann das durchaus ein Special-Effekt werden, zumal man dann auch den Dry/Wet-Regler für fließende Klangübergänge animieren kann.

Im nächsten Audiodemo spielen die Drums aus dem Kit One Day Deep (Jazz Lounge) in C-Dur den Grundton. Zugleich habe ich die Geschwindigkeit im Time-Tab verringert:

Dadurch entsteht eine Art rhythmische Geräusch-Textur mit tonalen Bestandteilen. Die Geschwindigkeitsverringerung des Drum-Loops bedeutet in diesem Fall eine Dehnung, die wiederum eine raue, detailreiche Obertonstruktor mit Lo-Fi-Charakter produziert. Diese Algorithmen stehen zur Verfügung und haben alle ihre eigenen Klangeigenschaften:

Um die speziellen Lo-Fi- Klangeigenschaften zu betonen, habe ich das Multimodefilter animiert:

Um die Automation aufzuzeichnen, musste ich allerdings die anderen beteiligten Loops ausschalten. Die Darstellung springt beim Playback immer zu dem nächsten getriggerten Loop. Eine Arretierfunktion für die Bearbeitung und/oder ein Solo/Bypass-Taster für die einzelnen Loops wären hilfreich.

Als Effekt kommt wieder PSP Nitro für die Drums zum Einsatz. Dazu ein Kontrabass aus Jazz Lounge, ein Pad und Vocals aus Nightshift (einmal vorwärts, einmal rückwärts).

 

Zurück zum Originalsound der Jazz Lounge:

Das Construction Set „Springtime“ liegt bei 84 BPM und bietet acht verschiedene Parts mit bis zu 29 verschiedenen Loops. Es bieten sich vielfältige Arrangements an. Die Originalmixe vermitteln die gebotene Klangqualität am besten:

 

Zum nächsten Audiodemo mit Ausschnitten aus dem Kit „Breeze of Air“. Zu Beginn habe ich die Gitarre über einen Einzelausgang geschickt und mit einem Wah, Overdrive und Eventides MangledVerb bearbeitet. Im Anschluss daran folgt ein unbearbeiteter Komplettmix.

 

Das nächste Audiodemo entstand aus dem Kit „The Big Easy“: Gitarre und E-Piano (beide bearbeitet mit IK Multimedias Amplitube 4), Kontrabass (mit bx_subsynth), Percussion (u-he Presswerk) und ab Takt 17 ein unbearbeiteter Komplettmix des nächsten Songabschnitts. Die Gitarre spielt nur zwei Töne. Um das Ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten, habe ich den Loop kopiert, mittels Retune und Pitch um eine Terz skalengetreu transponiert und ab Takt 9 rückwärts ablaufen lassen.

 

Aus dem zuvor ab Takt 17 verwendeten kompletten Mix habe ich nun die Einzelspuren Begleitgitarre, Drums (beide mit u-he Presswerk bearbeitet), Solo-Gitarre (Amplitube-Preset), E-Piano (bearbeitet mit Black Box Analog Design HG-2 und NI Molekular) und Bass (bx_subsynth) herausgegriffen:

 

Die Loops individuell neu zu arrangieren dürfte für niemanden eine Lernhürde darstellen. Da die Einzelspuren in exzellenter Audioqualität vorliegen und die Instrumente teils trocken aufgenommen sind, kann man nach Herzenslust externe Effekte für eigene Klanggestaltungen einbinden. Sollten die 16 Stereoausgänge einmal nicht reichen, lädt man einfach eine zweite Instanz von Elastik.

 

Zwischenfazit zu Acoustic Lounge, Jazz Lounge und dem neuen Elastik 3 – Player

Keine Frage: Beide Libraries gehören zum Besten, was die Welt der samplebasierten Loop-Player zu bieten hat. Die Klangqualität ist exzellent, die Musiker spielen virtuos und gefühlvoll, und auch die Toningenieure haben ihr Bestes gegeben. Mir persönlich gefällt der ausgesprochen klare, prägnante und dennoch warme, detailreiche Klang der Acoustic Lounge einen Tick besser als die Abmischungen der Jazz Lounge, die etwas mehr nach Jazzclub klingen. Das ist aber Geschmackssache. In beiden Fällen kann man sowieso dank trockener Loops und Einzelausgängen eigene Klangvorstellungen realisieren. Und das Experimentieren mit externen Effekten macht richtig Spaß, da das Ausgangsmaterial absolut sauber aufgenommen wurde. Hier gibt es keine unsauber geschnittenen Loops, störende Nebengeräusche, kleine Knackser und digitale Verzerrungen, die man anderswo schonmal vorfindet.

Die Libraries eignen sich für Jazz-Lounge-Projekte in der Werbung, der Filmvertonung, für Songproduktionen sowie grundsätzlich als Vorlage und Ideengeber für eigene Kompositionen. Einzelne Loops, seien es die Drums, Gitarren, Pianos oder Bässe, lasse sich auch gut in Projekte außerhalb des Lounge-Genres einbinden. Durch die Verfremdungsmöglichkeiten innerhalb der Elastik-Engine und über die Einzelausgänge ist man nicht auf ein Genre festgelegt.

Beide Libraries sind eine runde Sache: Der edle Vintage-Sound, der im Falle der Acoustic Lounge unter anderem mit dem Einsatz einer Bandmaschine erzielt wurde, harmoniert perfekt mit den gefühlvoll, virtuos und stilsicher eingespielten Loops. Eigene Arrangements profitieren von einer angenehm entspannten, lockeren Stimmung im Zeichen des Late Night Jazz oder Club-Jazz, die man in beiden Libraries wiederfindet.

Hörgewohnheiten werden hier nicht strapaziert: Man muss kein Jazz-Liebhaber sein, um mit dieser Musik zurecht zu kommen. Die Musiker haben es nicht darauf angelegt, handwerkliche Akrobatik zum Besten zu geben. Die musikalischen Ideen und Themen lassen es dennoch nicht an Tiefe vermissen. Dafür sorgt eine gefühlvolle Interpretation, welche die Musiker hier auch in einfache Themen gelegt haben. Alle Instrumente spielen zusammen und nicht nebeneinander her.

Dank skalengetreuer Transponierung und hochwertigen Time/Pitch-Algorithmen können die Loops weitgehend frei kombiniert werden, auch mit anderen Kits des Lounge Bundles und darüber hinaus.

Elastik 3 bietet die Möglichkeit, Ausschnitte aus den Loops herauszugreifen und neu zu kombinieren – auch unter Verwendung von Effekten wie Dehnen und Stauchen, Rückwärts-Abspielen, Transponieren der Formanten und Einsatz von Filtern. Einige trockene Loops sind für den Einsatz externer Effekte prädestiniert. Über die 16 Stereo-Einzelausgänge von Elastik lassen sich externe Effekte einbinden und eigene Abmischungen erstellen.

Mit dem weiterentwickelten Player Elastik 3 baut Ueberschall seine führende Rolle im Bereich der sampleloop-basierten Libraries weiter aus. Gegenüber herkömmlichen Libraries hat man bei den Loops den Vorteil, dass fließende Übergänge und Nebengeräusche sowie das passende Feeling und der Micro-Groove bereits in den Loops enthalten sind.

Im zweiten Teil des Tests geht es mit den Libraries Nightshift, Jazz Colors und Chillout Lounge weiter.

Testautor: Holger Obst

Hersteller: Ueberschall

Die Bearbeitung der Screenshots erfolgte mit TechSmith Snagit.