Test: Tone2 Icarus – 3D Wavetable Synthesizer

Fazit

Icarus von Tone 2 gehört zur Klasse der tief editierbaren Hybrid-Synthesizer mit dem Schwerpunkt auf Wavetables. Als Klang-Chamäleon ist er nicht auf bestimme Einsatzgebiete fixiert. Er eignet sich für die Filmmusik und Spielevertonung, die von wunderbar schwebenden Flächen aber auch einzigartige Effektklängen und Texturen profitiert. Dance-Genres werden ebenfalls mit frischen rhythmischen und sequenziellen Vorlagen, wobbelnden Bässen und virtuell-analogen Klängen aller Art bedient. Für Pop und Rock finden sich markante Leadsounds, Bläser und Keyboard-Klänge. Das alles bezieht sich lediglich auf die Presets. Hat man Icarus erst einmal als Klanglabor verstanden und damit begonnen, eigene Wavetables zu erstellen, so gibt es keine Grenzen mehr:

Fraktale Filter mit Vorverstärker / Sättigung interpretieren das nur etwas anders und eröffnen zugleich weitreichendere Perspekiven. Eine Modulationsmatrix mit 18 Slots eröffnet umfangreiche Klangmetamorphosen. Bis zu zehnfach gegeneinander verstimmbare Klone pro Oszillator machen extrem breite, schwebende Klänge möglich. Unter der Haube öffnet sich ein wahres El Dorado für Klangbastler. Dabei setzt Icarus mit einem frischen, hoch auflösenden und modernen Klang Maßstäbe. Die Resynthese von importierten Samples liefert gute Ergebnisse – ein Schwachpunkt bei dem ein oder anderen Mitbewerber.

Wenn der Hersteller damit wirbt, dass Icarus trotz umfangreicher Ausstattung intuitiv und einfach zu bedienen ist, muss man das etwas relativieren. Zwar ist die Auswahl produktionsfertiger Vorlagen groß und inspirierend, und mit Filtern, Modulatoren und Effekten kommt man schnell und spielerisch zurecht. Aber die Arbeit an den Oszillatoren, im Waveform- und Spektral-Editor, der tiefere Einstieg in die Resynthesemöglichkeiten mit all ihren verschiedenen Vorlagen, die für ganz bestimmte Zwecke vorgesehen sind und zielsicher eingesetzt werden sollten, gelingt nur, wenn man das Handbuch aufmerksam liest. Besonders der Arpeggiator ist alles andere als selbsterklärend.

Dennoch ist es keine schweißtreibende oder nervenaufreibende Angelegenheit, auch die tieferen Regionen des Klanglabors in den Griff zu bekommen. Die intensive Beschäftigung lohnt sich, denn Icarus kann manchen bislang ungehörten Sound zu Tage befördern.

Ein Antesten der Demo-Version ist empfehlenswert, besonders für Klangbaster (Texturen und Effektklänge) und Club/Dance-Künstler (wegen der abgefahrenen Sounds mit rhythmischen Modulationen und Arpeggiator).

Testautor: Holger Obst

Plus

  • frischer, moderner Klang
  • exzellente Audioqualität
  • zahlreiche inspirierende Presets
  • vielseitige Syntheseformen
  • Umwandlung importierter Samples in Wavetables
  • Wellenform-Morphing
  • zeichenbare Wellenformen
  • drei (x 10) Oszillatoren mit Detune und diversen Play-Modi
  • mächtige Filterabteilung
  • umfangreiche Modulationsmöglichkeiten
  • umfassend adressierbare Modulationsmatrix
  • vielseitige Effektabteilung mit Feedback und Ducking
  • vergleichbar geringe CPU-Last
  • Unterstützung älterer Betriebssysteme
  • ausführliches, deutschsprachiges Handbuch (PDF)

Minus

  • nur einfaches Undo/Redo im Editor
  • Speicherpfad für Patches über manuelle Navigation (kein Speichern über den Browser)

Preis: 149.- EUR

System

siehe Kapitel Installation

Hersteller: Tone2

Produktseite 

Testsystem

siehe Kapitel CPU-Leistungshunger

Inhalt