Interview: Peter M. Mahr
|Vorbilder
releasetime:
Auf Deine Affinität zu konkreten Klangerzeugern müssen wir später noch genauer zu sprechen kommen, aber bevor wir zur technischen Seite überwechseln …
Gab es Vorbilder, also Musiker, die dich stark beeinflusst haben?
Peter M. Mahr:
Hm… ich überlege gerade, wo für mich die Grenze liegt, um von einer starken Beeinflussung zu sprechen. Denn ohne Zweifel gibt es sehr, sehr viele Musiker, aber manches Mal auch nur einzelne Musikstücke, die mich beeinflusst haben und das natürlich immer noch tun. Früher wäre ich geneigt gewesen Peter Gabriel zu nennen. Nur kann ich heute die meisten seiner Songs nicht mehr hören. Vielleicht auch, weil ich sie damals zu oft gehört habe.
releasetime:
Ja, „Shock the Monkey“ z.B. ist großartig und hat mich auch stark inspiriert. Viel mehr als alles von Phil Collins.
Peter M. Mahr:
Ja, da bin ich absolut bei Dir, allerdings ist „In The Air Tonight“ für mich ein Meilenstein gewesen. Und das Pad, dass Herr Collins hier verwendet, ist für mich das „Urpad“ wenn Du so willst.
releasetime:
… und dann natürlich der Einsatz dieser phantastischen Toms mit einem Gate-Reverb und Hall. Einzigartig.
Peter M. Mahr:
Dann sind da andererseits bestimmt auch irgendwo die vorhin genannten Komponisten, genauso aber Massive Attack und es ist bestimmt kein Zufall, dass ich auch von Depeche Mode fast alles habe was sie veröffentlicht haben. Wobei ich wohl der Einzige bin, der „Ultra“ für ihre beste Veröffentlichung hält.
Dann gibt es aber noch auf einer anderen Ebene Einflüsse. Unlängst erst hatte ich wieder mit George Kochbeck Kontakt, der neben Reinhold Heil, Mitte/Ende der 80er einer der Keyboarder war, deren Spielweise ich bewundert habe. George hat mir auch, ohne dass er es überhaupt weiß, eine ganz wichtige Lektion erteilt. Als er mit Georgie Red „Help the Man“ veröffentlichte, gab es in dem Stück einen DX Bass, den ich damals schlichtweg genial fand.
Wie Du weißt, bin ich ein großer DX Fan und habe mich natürlich gleich daran gemacht diesen Sound nachzuprogrammieren zumal der Sound auch aus einem DX-7 kam, der damals bei mir zu Hause stand. Es hat auch nicht lange gedauert bis ich den Klang hatte. Freunde, denen ich den Sound vorspielte, bestätigten das und meinten, dass er nahezu ident klingt. Das „nahezu“ hat mir ziemlich zu schaffen gemacht. Klar, da war natürlich die Studiotechnik und vor allem der, der sie zu bedienen wusste – und im Übrigen oftmals nicht die ihm gebührende Anerkennung erhält, das einmal als Randbemerkung – aber das alleine war es nicht.
Es war vielmehr die Art und Weise wie der Sound gespielt wurde. Die Nuancen, wie er z.B. das Pitch Bending eingesetzt hat, dann die ausgespielten Notenlängen, das Spiel mit der Dynamik des Sounds u.s.w. Was ich also gelernt habe, war, dass es eben nicht der Klang ist, sondern der Musiker der ihn spielt.
releasetime:
Sehr wahr. Das vergisst man allzu schnell, vor allem, wenn man mit Mega-Klanglaboren konfrontiert wird …
Peter M. Mahr:
Wenn Du so willst die „Einheit“ die sich bildet. Von daher bringt die Frage „Welchen Synthesizer hat X in Y eingesetzt?“ nur bedingt etwas. Natürlich stelle ich die genauso, viel zu oft [lacht]. Aber mit dieser Lektion hat sich eine Tür zu einem Raum geöffnet, die einem Autodidakten so einiges abverlangt.
releasetime:
Genau: Wenn man erst einmal merkt, wie wichtig ein ebenso präzises wie gefühlvolles Einspielen ist, viel wichtiger als das Letzte aus einer Klangmaschine herauszuholen, dann beginnt die Arbeit an sich selbst; das ist eine Arbeit, die nie aufhört …
Peter M. Mahr:
Nicht umsonst habe ich die Notenlänge als Beispiel gewählt. Denn was mir dadurch auch bewusst wurde, war, warum Musiker stundenlang üben. Es sind genau diese Details und die Reproduzierbarkeit. Dazu fällt mir ein Beispiel ein…
[lacht]
Inhalt
- Wie es zur CD „LP“ kam
- Audio: Blue Darkness
- Wie es zum Titel „LP“ kam
- Audio: Nice Sunday und Abspann Idee
- Der Einstieg in die Welt der Musik
- Audio: Etheral Flow
- Vorbilder
- Audio: 2k7
- Begegnung im Studio
- Audio: In Rain
- Sounddesign
- Audio: Pikay
- Plug-ins und Outboard-Equipment
- Audio: Escape
- Das Mastering von „LP“