Test: TC VSS3 Native Reverb im Vergleich

Fazit

Das beste derzeit verfügbare Hall Plug-in oder das professionellste Tool seienr Art ist der VSS3 native sicher nicht. Aber er spielt auch 2017, mehr als zehn Jahre nach seinem Erscheinen (als Plug-in für die TC Powercore und Pro-Tools-Systeme), in der Oberklasse mit und kann sich dort trotz einer Vielzahl von Mitbewerbern, die ihm auf Augenhöhe begegnen und in einigen Disziplinen überlegen sind, behaupten. Das liegt an seiner einzigartigen Klangfarbe, die man durchaus als „edel mit Vintage-Touch“ bezeichnen kann.

Seine Vielseitigkeit und die Ausstattung mit Parametern lässt kaum etwas zu wünschen übrig, und im Ergebnis liefert er einen Hall mit eigenständiger Klangfarbe, der angenehm musikalisch und organisch klingt.

Die Bedienung hat man rasch erlernt, und es macht Spaß, mit ihm die Räume zu gestalten. In unserem Vergleichstest schnitt er bei der Bearbeitung von Drums besser ab als bei Klavier und Gesang. Das muss aber nicht bedeuten, dass man mit ein wenig Feinarbeit oder dem Finden des richtigen Presets (von denen es eine große Auswahl gibt) auch bei Vocals, Sinfonieorchester oder Gitarren mit dem VSS3 wunschlos glücklich wird.

Sein Anspruch an die CPU ist genügsam, sodass er problemlos auch live eingesetzt werden kann.

Wer bereits über ein Arsenal an guten Raumsimulatoren verfügt, wird sich fragen, ob er den VSS3 unbedingt braucht. Ohne Zweifel ist der VSS3 eine Bereicherung des Repertoires und sein Geld wert. Das gilt aber auch für viele andere Kandidaten. Man kann und muss nicht alle haben.

Der VSS3 punktet mit einer gut ausstaffierten Modulationsabteilung, der Brainworx bx_rooMS mit M/S-Technologie und nahtlos überblendbaren Algorithmen, der FabFilter Pro-R mit einem Decay-Rate-EQ, der IRCAM Tools Verb3 mit modellierbaren Frühen Reflexionen und Echo-Clustern sowie einzigartigen physikalischen Parametern, der Eventide UltraReverb mit EQs für Hall und Echo, einem internen Kompressor, Preset-Morphing und temposynchronen Delays, der 2C Audio B2 mit einer aufwändigen DUAL-Engine.

Die Frage, ob man nun beim VSS3 zuschlägt, kann nur jeder für sich selbst beantworten, denn der Preis ist im Umfeld der Mitbewerber angemessen aber nicht ausgesprochen günstig, zumal viele Anbieter in regelmäßigen Abständen Sonderaktionen starten. Rabatte von 50% sind nicht selten; TC bietet aktuell und für kurze Zeit („Einführungspreis“) 20%. Wer sich in den VSS3 verliebt, sollte also zügig zuschlagen. Hersteller wie Softube, Eventide oder Brainworx (über Plugin Alliance) packen gleich zwei oder drei Lizenzen in den User Account (ja, dort gibt es so etwas), die, wenn es sein muss, auch alle gleichzeitig betrieben werden können. Das ist großzügig. Native Instruments sieht auch kein Problem darin, wenn die Software auf zwei Rechnern installiert wird (im Rahmen dieses Tests betrifft das den Softube RC48).

Die Crossgrade-Konditionen für ehemalige Powercore-User halte ich persönlich für etwas hoch gegriffen. Powercore-Usern entsteht kein Mehrwert, wenn sie sich den VSS3 ein zweites Mal zulegen. Hier fällt auch ins Gewicht, dass die Software nicht viel mehr kann als die Ur-Version für die Powercore. Zugegeben: Als Entwickler, der die Software für viele andere Betriebssysteme und Formate umschreiben musste, mag man das anders sehen. Meine Ansichten zur Preispolitik sind, offen gesagt, auch vom Ärger über meine verlorenen Powercore-Investitionen, die nicht gerade gering waren, geprägt und subjektiv.

Wie bei jedem interessanten Plug-in, und dazu zählt der VSS3 zweifellos, empfiehlt sich ein Antesten der Demo-Version, die in diesem Fall ohne Einschränkung 14 Tage lauffähig ist.

Testautor: Holger Obst

Plus

  • warmer, organischer Raumklang mit sanften Schwebungen bei größeren Rämen
  • gute Auflösung und Reflexionsdichte in der Hallfahne
  • Kombination verschiedener Algorithmen für Frühe Reflexionen und Hallfahne
  • gut ausgestattetes Modulationssystem
  • Vielzahl von Presets für (fast) alle Anwendungsgebiete
  • unsymmetrische Hallräume möglich (ER/Tail-Panning)

Minus

  • keine Hinterlegung einer Lizenz im persönlichen TC Account
  • mögliche Schwierigkeiten bei der Autorisierung und Installation (wie umfangreich beschrieben)
  • etwas hoch angesetzter Crossgrade-Preis für Ex-Powercore-Nutzer
  • keine relevante Funktionserweiterung im Vergleich zur Ur-Version (die Mitte der 2000er Jahre erschienen ist)
  • Skalierung funktioniert nicht (bezogen auf unser Testsystem)

Nachtrag: Inzwischen gibt es ein Update, das laut TC Electronic den Bug mit der Skalierung beheben soll.

Preise (UVP incl. USt.)

VSS3 native Vollversion: 236,81 US Dollar

VSS3 native Crossgrade: 117,81 US-Dollar

 

Testsystem:
Win 8.1 PC, Intel 6-Core i7, 5930K, mit 3,5-3,8 GHz CPU unter Cubase 8.5, RME Fireface 802, Testprojekt mit 44,1 kHz Samplerate und 24 Bit Auflösung.

Audiodemos in 128k mp3

 

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