Test: TC VSS3 Native Reverb im Vergleich
|Die Wiederauferstehung – und ein kurzer Rückblick
Zur Freude mancher User hat sich TC eines der Top-Plug-ins aus dem hauseigenen Repertoire der Powercore ausgesucht, nämlich den VSS3, einen Hall, dessen algorithmisches Elixier aus dem System 6000 stammt, einer High-End Mixing- und Mastering-Hardware, die man mit diversen Tools füttert. Damit dürfte schon klar sein, dass der native VSS3 im Vergleich zur exklusiven Hardware-Lösung ein richtiges Schnäppchen ist. Trotzdem haben wir am Preis etwas auszusetzen – aber dazu kommen wir später.
Die Evolution der nativen Plug-ins vollzieht sich in einem rasanten Tempo, denn schnellere, leistungsfähigere Rechner wirken sich auch auf die Entwicklung von Software aus: Neue Hallalgorithmen dürfen ein Mehrfaches der Rechenleistung einfordern, die 2006, im Geburtsjahr des VSS3, zur Verfügung stand. Und auch die Software, die Entwickler benutzen, um Algorithmen auszuklügeln oder Emulationen auszutüfteln, ist heute umfangreicher, schneller, besser.
Der VSS3 ist also eigentlich schon fast ein Oldtimer. Als ich ihn mir 2006 zulegte, avancierte er sehr schnell zu meinem Lieblings-Reverb, und ich setzte ihn in fast allen Produktionen ein. Der Grund dafür war seine überdurchschnittliche Ausstattung mit Parametern und die daraus gewonnene Vielseitigkeit, natürlich auch der warme, organische Klang, die feinen Schwebungen und nicht zuletzt die Entlastung meines Rechners.
Inzwischen hat sich jedoch viel getan, und nun wird es spannend, denn der VSS3 muss es heute mit Reverbs wie dem bx_rooMS von Brainworx, dem Zynaptiq Adaptiverb, Eventide Tverb, dem Ocean Way Studio für die UAD, dem Flux/IRCAM Tools Verb, FabFilter Pro-R oder dem B2 von 2CAudio aufnehmen, um nur einige herauszugreifen. Auch Audio Ease Altiverb ist als fortgeschrittener Faltungshall mit Positioner, Modulation und einer Unmenge von Locations ein wahres El Dorado für Gourmets der Raumakustik.
Entsprechend vorsichtig bin ich an die Sache herangegangen und habe mir erst einmal die Demo-Version heruntergeladen. Es dauerte nicht lange, da fühle ich mich mit dem VSS3 wieder zuhause. Dabei mag bei mir aus den oben Genannten Gründen auch ein wenig Nostalgie mitschwingen, aber auch wenn man das außen vor lässt, muss man konstatieren, dass der VSS3 immer noch gut klingt – auch nachdem die Ansprüche in den letzten Jahren gewachsen sind.
Natürlich habe ich ihn auch direkt mit einigen der oben genannten Mitbewerber konfrontiert und festgestellt, dass er unterm Strich mithalten kann. Was nicht heißen soll, dass einige Mitbewerber Dinge können, die der VSS3 nicht so gut kann. Genaueres dazu finden Sie in den drei Kapiteln dieses Tests, in denen es um die direkten Vergleiche zwischen den Halls geht.
Die subjektiv gefühlte Hallqualität ist nicht gerade einfach zu beschreiben – ich versuche es einmal anhand des Brainworx bx_rooMS, einem der potentesten Mitbewerber. In puncto Auflösung, Transparenz und seinem exzellent runden Klang, seiner unaufdringlichen Formgebung ist der bx_rooMS dem VSS3 überlegen. Die Räume des Brainworx-Reverbs wirken ungemein glatt, plastisch und geschmeidig, bildlich gesprochen so als ob kein Staubkörnchen in der Luft wäre. Kaum ein anderer algorithmischer Hall kommt da mit. Der IRCAM Tools Verb klingt ebenfalls sehr edel und nach meinem Empfinden einen Tick edler als der VSS3. Er bietet weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten. Frühe Reflexionen, Echo-Cluster und Hallfahne können als drei Blöcke getrennt bearbeitet werden.
Warum habe ich mir den VSS3 also dennoch zugelegt? Ganz einfach, weil er immer noch sehr gut klingt und weil er eine eigene, sehr musikalische Art an den Tag legt, die mich persönlich besonders anspricht. Es wird also in Zukunft wieder Instrumente geben, bei denen für mich der VSS3 die beste Lösung ist. Den Status des konkurrenzlosen Allround-Halls machen ihm die oben genannten Kandidaten (und einige andere) allerdings streitig.
Inhalt
- Vorbemerkung
- Die Wiederauferstehung – und ein kurzer Rückblick
- Wie viel Hall braucht man überhaupt?
- Preispolitik und die TC Powercore
- Installation
- Zusammenfassung
- Bedienoberfläche und Parameterausstattung
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Flügel
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Gesang
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Drums
- Fazit
- Schlussbemerkung zum besonderen Hintergrund dieses Tests