Test: TC VSS3 Native Reverb im Vergleich
|Bedienoberfläche und Parameterausstattung
Seinen Hall rekrutiert der VSS3 durch eine Abteilung für Frühe Reflexionen und eine Hallfahne. Beide können differenziert eingestellt werden,. Zudem gibt es noch ein Modulationsmenü.
Im Main-Menü des VSS3 lassen sich die wichtigsten Parameter einstellen: Die Ausklingzeit der Hallfahne (die Zeit bis -60dB erreicht werden), ein dazu relatives Abklingen der hohen Frequenzen, Vorverzögerungen für den gesamten Hall und die Hallfahne sowie ein High-Cut-Filter.
In der unteren Hälfte geht es um die Pegel für Hallfahne, Early Reflections, unbearbeitetes Originalsignal, Ein- und Ausgangslautstärke. Man kann hier also ohne zu den anderen Menüseiten zu wechseln die wichtigsten Anpassungen vornehmen und Einfluss auf die Raumgröße (Decay) und die Materialeigenschaften (Frequenzverhalten über Hi Cut und Hi Decay) nehmen, einen Raum also kleiner und größer, dumpfer oder heller klingen lassen.
Anstelle eines globalen Mix-Reglers stellt man das Verhältnis zwischen trockenem und verhalltem Signal über drei Regler ein. Das ist praktikabel aber ein wenig umständlich. Ein Mix-Regler anstelle des Dry Level wäre einfacher zu bedienen, da man hier mit einem anstatt mit drei Mausklicks eine globale Anpassung des Hallanteils vorzunehmen könnte.
In der Fußleiste findet man noch einmal sechs Haupt-Parameter, die dort immer vorhanden sind, egal in welchem Menü man sich gerade aufhält. Klickt man auf Fader Asign, so kann man anschließend einen anderen Parameter in die Fußleiste ziehen und etwa das Output-Level durch die Algorithmusauswahl der Early Reflections ersetzen. Diese Funktion gab es meines Wissens in der Powercore-Version nicht, ist also neu.
Die Schraffierung in der rechten unteren Ecke scheint eine skalierbare Oberfläche anzudeuten. In der Tat wirbt TC auch damit. Auf unserem Testsystem (PC Win 8.1, Cubase 8.5, 64 Bit, VSS3 im VST3-Format) ließ sich die Oberfläche allerdings nicht skalieren.
Im oberen Bereich schaltet man über das Fragezeichen die Tooltipps ein/aus und gelangt über das Namensfeld zum reich gefüllten Browser. Hier lassen sich auch eigene Hallkreationen ablegen. Ein Ausschnitt:
Im Early Reflections-Menü finden sich zahlreiche alternative Reflexionsverteilungen, von Random über Slap bis zu Kirche und Konzerthalle.
Je nach Reflexions-Basismuster können teilweise auch weitere Raumgrößen angegeben werden (klein, mittel, groß). Die Early Reflections lassen sich im Panorama positionieren und in ihrer Klangfarbe (Materialeigenschaft des Raumes) justieren. Bei kleineren Mustern wie Slap, Car und Bathroom kann man zudem die Position der Schallquelle (nah/entfernt) bestimmen.
Im Menü Reverb stehen verschiedene Hallalgorithmen bereit: Natural, Smooth, Alive, Fast, Alive/Wide und Fast/Wide. Mit Ausnahme der letzten Beiden kann zwischen Mono, Stereo und Wide umgeschaltet und damit das Raumpanorama zusätzlich beeinflusst werden.
Die Diffusion und Panoramaposition des Halls lässt sich stufenlos einstellen. In Kombination mit dem Panoramaregler der Early Reflections lassen sich so unsymmetrische und irreale Hallräume erzeugen, bei denen etwa die Echocluster nur links, die Hallfahne nur recht liegt. Low Cut, High Cut, Lo Damp und Hi Soften erlaubt eine Gestaltung des Frequenzspektrums der Hallfahne und somit eine Simulation von Materialeigenschaften (dumpf = stoffbezogene Wände, warme Atmosphäre; hell = Stein- oder Glaswände, kalter Raumklang). Bei Hi Soften ist laut Herstellerangabe nicht etwa ein einfaches Filter, es sind vielmehr komplex ineinandergreifende Filter am Werk.
Im unteren Bereich stellt man die Nachhallzeiten für vier Frequenzbereiche ein, immer relativ zum globalen Decay (welches in der Bodenzeile ganz links zu finden ist) und mit einer Crossover-Frequenz zwischen den Bereichen. Verschiedene Abklingzeiten für vier Frequenzbereiche bieten nur wenige Reverbs. Die meisten begnügen sich (soweit hier überhaupt differenziert wird) mit drei Bereichen. Allerdings bietet der FabFilter Pro-R einen Decay-Rate-EQ, der die Möglichkeiten des VSS3 übertrifft.
Im Modulationsmenü finden sich verschiedene Modulationstypen von Smooth bis Wild, eine Modulationsgeschwindigkeit und -tiefe bzw. -breite. Hier trumpft der VSS3 richtig auf. Die Modulationsabteilung ist bei den meisten Mitbewerbern nicht so umfangreich editierbar.
Im VSS3 unterscheidet man zwischen Reverb- und Space-Modulation, die beide parallel arbeiten. Letztere ist auch zum Tempo synchronisierbar. Die Reverb-Modulation besteht aus komplex ineinandergreifenden LFOs, die Teile der Hallfahne modulieren, also Zeitverzögerungen innerhalb des dichten Reflexionsraumes verändern. Die Space-Modulation soll laut Hersteller Luftbewegungen simulieren.
Inhalt
- Vorbemerkung
- Die Wiederauferstehung – und ein kurzer Rückblick
- Wie viel Hall braucht man überhaupt?
- Preispolitik und die TC Powercore
- Installation
- Zusammenfassung
- Bedienoberfläche und Parameterausstattung
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Flügel
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Gesang
- Klangbeispiele – ein kleiner Vergleichstest / Instrument: Drums
- Fazit
- Schlussbemerkung zum besonderen Hintergrund dieses Tests