Test: Black Box Analog Design HG-2
Die Black Box HG-2 in der Praxis
Im ersten Audiobeispiel geht es zunächst um den Bass. Beteiligt sind Loops aus Ueberschall Blues Colors sowie der EastWest Pro Drummer. Hier zunächst das Original:
Nun mit der Black Box:
Der Bass gewinnt an Masse und Strahlkraft, ohne dass der Effekt sich als solcher in den Vordergrund drängen würde.
Bislang habe ich nur mit dem Hauptweg (Pentode und Triode) gearbeitet. Dabei bleibe ich auch zunächst und automatisiere den Regler Density: Alle zwei Takte regele ich Density von -100% auf + 100%:
Bei -100 % werden beide Röhren des Hauptweges etwas heruntergefahren, bei +100% hingegen voll beansprucht. Unser Bass reagiert darauf subtil aber dennoch hörbar. Am deutlichsten macht sich der Effekt bei dem Lauf bemerkbar, da hier Attacks, begleitet von Griffbrettgeräuschen rasch aufeinanderfolgen. Bei -100% Density klingt der Bass rund und etwas mittig, was durchaus seinen Reiz hat, bei +100% treten die Attacks hervor, ohne dabei übers Ziel hinauszuschießen: Der Bass wirkt dadurch näher, bissiger, so als hätte der Bassist nagelneue Saiten bester Qualität aufgezogen.
Nun schalte ich den Parallelweg hinzu und nehme über den alt-Taster gleich die aggressivere Röhre. Die Kalibrierung stelle ich auf Dark, die Saturation Frequency auf Low. Das sollte passen.
Nicht schlecht. Das ist schon fast eine Alternative für eine gute Bassamp-Simulation. Beides zusammen dürfte der Hammer sein. Und noch eines schießt mir durch den Kopf: Ich glaube, ich brauche meine anderen Röhren-Simulatoren gar nicht erst auspacken, die können hier allesamt nicht mithalten.
Ich regele die Röhren beim Bass wieder etwas zurück, denn er ist ja nicht der Hauptakteur in diesem Clip. Als nächstes ist die Gitarre dran.
Bei der Bearbeitung der Gitarre wird deutlich, welch unterschiedliche Charakteristika die Röhren mit sich bringen: Während es im Parallelweg vorwiegend um mehr Biss bis hin zu Overdrive-Effekten geht, packt die Pentode kräftig zu und bringt das Instrument näher nach vorne, betont das Attack. Die Triode zeichnet den Klang eher weicher, zugleich aber auch heller und mit seidigem Obertonspektrum. Sie dürfte vor allem für Gesang interessant sein.
Da unsere Gitarre von Natur aus schon recht hell klingt, ist die Position High der Saturation Frequency des Parallelwegs zu viel des Guten. In der Position Low wirkt die Gitarre hingegen etwas dumpf und bauchig, Flat ist die beste Wahl, aber ein wenig mehr Höhen wären trotzdem nicht schlecht. Also schalte ich Air (Amount in Mittelstellung) hinzu.
Die Pentode mit ihrem zupackenden Charakter gefällt mir bei der akzentuiert gespielten Gitarre am Besten. Ohne die Triode geht es aber nicht, denn im Linksanschlag lässt sie kein Signal mehr durch. Hier wäre tatsächlich ein Bypass-Schalter für diese Röhre noch eine Option, was allerdings vom Original wegführen würde. Das soll nicht heißen, dass durch die Triode der Sound in die falsche Richtung driftet: Die Mischung der beiden Haupt-Röhren kann uneingeschränkt überzeugen:
Wir kommen zu den Drums. Das Preset Dark Room bringt hier die versprochene Sättigung und Kompression. Da die Drums von Haus aus einen ordentlichen Output produzieren, fahre ich den Input und auch die Sättigung im Parallelweg etwas zurück. Sonst wären wir bereits über die Sättigung hinaus und im Overdrive gelandet.
Beim Vergleich mit dem Original …
… zeigt sich deutlich, welche Arbeit die drei Black Box – Instanzen leisten: Der Sound wird offener und zugleich kraftvoller. Die Instrumente wirken lebendiger; es kommen zahlreiche kleine Details zur Geltung, die ohne die Black Box mehr oder weniger untergehen.
Zum Vergleich drei Instanzen des inValve Preamps von Audiffied, der mit einem Regler auskommt:
Auch nicht schlecht; der inValve Preamp liefert eine angenehm warme, unaufdringliche Röhrensättigung. Aber große Sprünge und Sound-Design sind damit nicht machbar. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Black Box sind ein ganz anderes Kaliber.
Wir wechseln zu einer Gesangspassage aus Soundirons Voices of Rage, zunächst ohne Black Box:
Mit der Blackbox:
Der Gesang wirkt näher, intimer, präsenter. Das Obertonspektrum wird deutlich belebt. Die Rauheit der Stimme wird detailreich herausgearbeitet. Da sieht sogar der Noveltech Vocal Enhancer (Preset Female) im direkten Vergleich blass aus:
Im nächsten Audiodemo hören Sie den Gesang zusammen mit einem Groove aus Toontrack EZdrummer Rock EZX, Kit Progressive, einem Chapman Stick als Spectrasonics Trilian und einer kreischenden Feedback-Gitarre aus Ueberschall Guitar. Drums, Gitarre und Vocals habe ich mit der Black Box versorgt, den Gesang zudem mit einem Echo, D16 Group Sigmund, den Bass mit Brainworx bx_rooMS.
Ohne die Blackbox Instanzen:
Im Vergleich fällt der Sound regelrecht in sich zusammen. Sicher fehlen bei diesem Beispiel andere Plug-ins: Eine getrennte Bearbeitung von Bassdrum, Snare, Hi-Hat und Becken, EQs, Transiententools und Kompressoren – aber hier geht es ja nicht um einen Mixing-Workshop, sondern um die Wirkung unseres Testkandidaten, und die kann sich wirklich sehen lassen.
Ein Beat aus Rob Papens Punch. Ich schalte alle zwei Takte die Blackbox ein und aus. Das Audiodemo startet mit eingeschalteter Black Box:
Hinter der Black Box kam noch u-he Presswerk zum Einsatz (permanent, ohne Ein- und Ausschalten).
Zum Abschluss noch eine subtile Mastering-Anwendung: Zwei Loops aus Ueberschall Sounds of Berlin, zunächst ohne Blackbox:
Und jetzt mit:
Der Sound wird klarer, offener und deutlicher.
Es gibt Röhrenemulationen, die hohe Prozessorleistungen einfordern. Die Black Box gehört nicht dazu. Bei kleiner Puffergröße und geringer Latenz kommt man mit einem halbwegs aktuellen Rechner mit etwa 5% Prozessor-Last aus. Damit ist das Plug-in auch livetauglich.
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