Test: u-he Diva

Diva in der Praxis

Wer Diva zum ersten Mal startet, wird einen Rundgang durch die Library unternehmen und auf Anhieb feststellen, dass dieser virtuell-analoge Klangerzeuger in einem Maße authentisch nach echter Hardware klingt, wie man es zuvor nicht für möglich gehalten hat.

Wer schon einmal mit einem Minimoog, Korg MS-20 oder Roland-Synthesizern wie dem Alpha 1 und 2, oder Jupiter 6 und 8 gearbeitet hat, wird den Klang dieser Instrumente sofort wiedererkennen.

Das Angebot an Presets ist umfangreich und vielseitig. Man kann mit analogen Synthesizern eben deutlich mehr machen als zappende Bässe, singende/sägende Leads und warme, schwebende Streicher. Nicht dass solche Standards fehlen würde – sie sind im Gegenteil mit großem Reichtum an Varianten repräsentiert – Diva verfügt darüber hinaus jedoch über zahlreiche inspirierende Vorlagen, die man nicht sofort mit einem Analogsynthesizer verbindet:

 

 

In einem zweiten Schritt sollte man sich mit den Templates befassen, die ideale Ausgangspositionen für eigene Presets darstellen.

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Als nächstes sollte man festlegen, ob man polyfon, monofon oder monofon-legato spielen möchte. Auch die Stimmenverteilung (Polyfonie/Unisono) kann man schon einmal festlegen und entscheiden, ob man mit dem Arpeggiator startet.

Die Minimoog-Emulation mit sechsfacher Polyfonie und zwei Voices stellt eine Herausforderung an die CPU dar. Hier kommt man tatsächlich bei Mehrklängen auch bei aktuellen Prozessoren in den Grenzbereich, wenn man mit niedriger Latenz spielen möchte. Eine Entlastung des Systems tritt schlagartig ein, wenn man in der Kopfleiste den Multicore-Button bedient (soweit der Host-Sequencer nicht selbst über Multicore-Berechnungen für ein Instrument verfügt).

Damit ist Diva auch live-tauglich – es sollte allerdings mindestens ein Quad-Core-Rechner sein.

Die eigene Klanggestaltung beginnt schon bald Spaß zu machen, denn in den Grundzügen ist Diva relativ leicht verständlich. Der Aufbau Oszillator → Mixer → Filter liest sich praktisch von links nach rechts; die Hauptmodulatoren Envelope 1 und 2 und die beiden LFOs sind ebenfalls schnell gefunden. Über MIDI-Learn (rechts oben in der Seitenleiste, erreichbar über das Rad-Symbol) hat man rasch externe Controller eingebunden, und die Performance kann beginnen.

Man wechselt Module, probiert verschiedene Oszillatoren, Filter und Effekte aus und stellt mit einiger Überraschung fest, dass Diva eigentlich immer gut klingt – in dem Sinne, dass der Klang durchgängig analog bleibt (abgesehen von der Emulation des digitalen JP 8000) und auch bei Extremeinstellungen nicht in weniger authentisch klingende Resultate abrutscht.

Für ein tieferes, vollkommenes Verständnis der Architektur bleibt ein Blick ins Handbuch unerlässlich – und das lohnt sich, denn Diva wartet mit einigen Feinheiten auf, etwa der Möglichkeit, die einzelnen Stimmen genau dosierbar zu verstimmen, um einen breiten, vollen und schwebenden Klang zu erreichen.

 

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