Test: u-he Diva

Die Oszillatoren

Der DCO-Oszillator ist eine Kombi-Emulation des Roland Alpha Juno 1 und des Juno 60 mit Pulswellenformen verschiedener Breite und verfügt bei Diva über einen Suboszillator sowie einen Rauschgenerator. Eine Tonhöhenmodulation durch Envelope 2 und LFO 2 ist per default vorgegeben. Über Aufklappmenüs können externe Controller sowie interne Zuweisungen angewählt werden.

Diva_Bild12

Schon alleine der Grundsound ohne Zutaten wie eine Filterbearbeitung oder Effekte ist ausgesprochen kernig. Hier als simples Arpeggio mit einem Beat von Groove Agent 4:

 

Im Oszilloscope kann man die Wellenform in Echtzeit verfolgen:

Diva_Bild13

Stimmt man den Oszillator tiefer, dann bruzzelt es richtig schön. Mit Hilfe des (erstklassigen!) internen Chorus im Classic-Modus erobert der Sound den Raum:

 

Jupiter 6 und 8 sind ebenfalls in einer Oszillatorabteilung vereint. Hier können sämtliche Wellenformen der beiden im Lautstärkeverhältnis mischbaren Oszillatoren kombiniert und simultan aktiviert werden. Zur Verfügung stehen Dreieck, Sägezahn, Puls, Noise und Sinus.

Diva_Bild14

Der Pulsbreitenregler kann sich wahlweise auf Oszillator 1 oder auf beide Oszillatoren auswirken.

Für eine reinen, straighten Sound synchronisiert man die Oszillatoren, für einen breiteren, farbenreicheren Klang verstimmt man Oszillator 2 dezent.

Über die Pulsbreite kann man den Klang dünner, breiter oder auch – in Kombination mit der Cross-Modulation beider Oszillatoren – rauer und in der Tonhöhe instabiler gestalten.

Für das nächste Audiodemo habe ich folgende Einstellungen verwendet:

Diva_Bild15

Zudem habe ich den Cutoff des VCF/Cascade-Filters …

Diva_Bild16

… über LFO2 mit Rechteckwellenform temposynchron (1/8) moduliert und eine leichte Frequenzmodulation durch Oszillator 1 hinzugefügt.

Eine grundlegende Klangfarbe aller Wellenformen stellt man über drei alternative Shapes ein, Analog 1, Analog 2 und Ideal, die das Ergebnis verschiedener Dual-VCO-Emulationen sind. Analog 1 klingt etwas dünner, Analog 2 leicht aggressiv, Ideal liefert meinem Empfinden nach den harmonischsten, ausgewogensten Klang. Der Unterschied zwischen den drei Varianten macht sich vor allem bei Verwendung von Dreiecks-Wellenformen bemerkbar.

 

Den geringsten Anspruch an die CPU stellt der „DUAL VCO ECO“, hinter dem sich eine Emulation des Korg MS-20 verbirgt. Wie gehabt wird per default die Tonhöhe durch Hüllkurve 2 und den LFO 2 moduliert.

Diva_Bild17

Die beiden Oszillatoren bieten die Wellenformen Dreieck, Sägezahn, Puls (beim Oszillator 1 mit Pulsbreitenregler) und sind natürlich stimmbar. Oszillator 1 kann als Rauschgenerator betrieben, Oszillator 2 kann auf Ringmodulation eingestellt werden. In diesem Modus werden die kräftigsten Sounds des MS-20 geboren: Es klingt etwas archaisch, packend und rau. Schwebungen erzielt man durch eine leichte Verstimmung des zweiten Oszillators – und natürlich über Unisono, wie eingangs beschrieben. Richtig urwüchsig klingt dieser Oszillator allerdings ohne Unisono.

Hier arbeitet Oszillator 2 im Ringmodulator-Betrieb:

 

Der Beat kommt von FXpansion Geist 2.

So klingt es mit dieser Einstellung:

Diva_Bild18

 

Diva hat nicht nur Emulationen analoger Oszillatoren an Bord, sondern auch ein digitales Modell, nämlich die Oszillatoren des Roland JP-8000. Dabei hat u-he es nicht versäumt, den etwas unsauberen und unter Aliasing leidenden Klang des auf zwei Oszillatoren aufbauenden Originals mit einzufangen. Der eigenständige Charakter des bei seinem Erscheinen als ultrafetten Supersaw-Synthesizer gepriesenen Klangerzeuger kommt in Diva mit sieben übereinandergelegten und gegeneinander verstimmbaren Sägezahnwellen zur vollen Geltung.

Diva_Bild19

Neben Multisaw stehen die Wellenformen Tri-Warp, Noise, Feedback, Pulse, Sägezahn und Dreieck zur Verfügung, alle mit Extras. Der Rauschgenerator hat beispielsweise einen resonanzfähigen Tiefpass-Filter mit regelbarem Cuttoff und Resonanz eingebaut. Feedback simuliert gitarrenähnliche Klänge durch eine Sägezahnoszillator mit Feedback und regulierbarer Verzögerung innerhalb des Feedbackwegs. Sägezahn und Sinus sind jeweils mit einer um eine Oktave höher gestimmte zweite Sägezahn- bzw. Sinuswelle ausgestattet, die in ihrer Lautstärke und Phasen-Verschiebung gegenüber der Grundwellenform moduliert werden kann. Damit lassen sich beispielsweise E-Orgeln realisieren – mit einem digital-rauen Vintage-Charme. Auch E-Pianos gehören zum Repertoire:

Eine Passage aus Toontracks EZkeys, Expansion Pack Jazz, mit folgenden Einstelllungen:

Diva_Bild20

 

Das Ladder-Filter gehört zur Moog-Emulation. Wie eingangs erwähnt, sind Oszillatoren, Filter und Hüllkurven in Diva frei kombinierbar. Den Cutoff habe ich geringfügig moduliert.

Per Ringmodulation lassen sich auch atonale, disharmonische Klangfarben hinzufügen:

 

Bei dem Triple VCO hat unübersehbar der Minimoog Pate gestanden, was sich auch im Klang deutlich widerspiegelt:

 

Der Triple VCO ist der rechenintensivste Oszillator. Hier habe ich unter anderem die Frequenzmodulation eingesetzt, die beim echten Minimoog nicht vorhanden ist. Oszillator 1 moduliert dabei die Frequenzen der anderen beiden Oszillatoren gleichermaßen. Die Stärke der FM-Modulation ist dosierbar – so lassen sich beispielsweise glockenähnliche oder raue Klänge erzielen.

Diva_Bild21

Die drei Oszillatoren verfügen zudem über stufenlos überblendbare Wellenformen. (Beim Minimoog sind keine Zwischenformen aus Dreieck- und Sägezahnwelle möglich; die Regler rasten dort auf den Wellenformpositionen ein.)

Die Tonhöhen- und Wellenformmodulation kann für alle drei Oszillatoren separat zu- oder ausgeschaltet werden. Auch hier gibt es wieder die bereits bekannte Auswahl an alternativen Modulatoren (per Aufklappmenü).

Die Oszillatoren 2 und 3 können zu Oszillator 1 hart synchronisiert werden.

Zum Oszillatormodul gibt es ein passendes Mixer-Modul:

Diva_Bild22

Neben der Lautstärke der drei Oszillatoren steht hier ein weiterer Rauschgenerator (Weißes oder Rosa Rauschen) zur Verfügung. Der Feedback-Regler schleift das Signal am Filterausgang (dazu kommen wir gleich) zurück in den Mixer. Dieser „Trick“ war auch beim Minimoog beliebt, dessen zweiten Audioausgang man mit dem Audioeingang verkabelte, etwa um noch vollere, rundere Bässe zu erzielen.

Feedback und Noise können über das Modifications-Menü moduliert werden bzw. dort einem Modulator zugewiesen werden. Sobald man eine Modulation einrichtet, erscheint neben dem Regler ein kleiner roter M-Button (wie in der Abbildung oben bei Noise zu sehen).

Der Mixer ist Bestandteil der Oszillator-Abteilung, kann also nicht beliebig mit anderen Oszillatoren verknüpft werden. Allerdings hat der Feedback-Regler in den Mixer-Abteilungen anderer Oszillatoren Einzug erhalten, hier beispielsweise beim digitalen Oszillator des JP 8000:

Diva_Bild23

Alternativ zum Feedback kann ein Hochpass-Filter vor dem größer angelegten Master-Filter eingebaut werden. Im Bite-Modus stehen Cutoff und Resonanz (Peak) zur Verfügung. Das HP-Bite-Filter ist immer vor dem Hauptfilter platziert.

Solche Sachen macht das bissige Ding …

 

… bei maximaler Resonanz zappt es gewaltig und klingt richtig analog, sogar in Verbindung mit dem digitalen JP 8000 Oszillatorblock.

Bevor wir zu den Haupt-Filtern kommen, eine kleine Einlage:

 

Die Drums kamen von Geist 2 und Toontracks EZdrummer, der in relativ hohen Lagen spielende Bass von Rob Papens SubBoom Bass. Diva liefert die Flöte in den ersten acht Takten (mit Korg MS-20 Oszillatoren) …

Diva_Bild24

… und die Flächen ab Takt 9 …

Diva_Bild25

… kaum zu glauben: ebenfalls mit Korg MS-20 Oszillatoren als Basis.

 

Inhalt: